Zum Todesfall Peter Oswald (4.8.)

04/08/17 Es bedarf zu allen Zeiten jener Menschen, die sich im besten Sinn als Kulturmanager verstehen und sich auch derart einbringen. Peter Oswald, ein unermüdlicher Begeisterer, ein sich selbst Begeisternder für jene Neue Musik, welche nur wenige Publikumsschichten erreicht, war solch ein Entflammter, der es verstand andere dafür zu entflammen. Für mich war er nicht nur ein ORF-Kollege, sondern jemand, der sein erstes 'musikprotokoll des steirischen herbstes in der Grazer Straßenbahnremise mit einem von Peter Eötvös fulminant geleiteten Konzert beginnen ließ. Nicht von ungefähr schweifen meine Gedanken – mein Gedenken – an ihn hinüber in die Hofstallgasse, wo ein ganz ähnlicher, tatendurstiger, die Kunst welcher Epoche auch immer als Lebenselixier begreifender Geist dem Festspielgeschehen (endlich bzw. endlich wieder) seinen ureigenen Stempel zu verabreichen versteht, auch wenn Markus Hinterhäusers Ambitionen viel breiter aufgefächert sind als jene von Peter Oswald, der sich beinahe manisch ausschließlich für die ungeliebte, unerhörte Musik des 20. und 21. Jahrhunderts einsetzte.
Ich erinnere mich noch gut daran, dass er mich - nachdem ich Aufnahmen eines großen Werks von Beat Furrer in einer Luzerner Kirche und eine Produktion von einigen Werken des 20. Jahrhunderts mit Peter Rundel als Dirigenten geleitet hatte – noch ein letztes Mal zu einer Produktionsleitung überredete (und das konnte er, mit Charme und der Dringlichkeit, dass nur der oder das unbedingt so sein müsste!): Das war dann im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses, die inzwischen legendäre Kairos-Produktion von Hans Zenders „Winterreise“ mit dem bestens disponierten Klangforum Wien unter der Leitung von Sylvain Cambreling und dem alle nur möglichen Stimmungsfarben mit seinem Tenor erzeugenden Christoph Prégardien – die am besten verkäufliche Aufnahme aus dem Kairos-Katalog, den Peter Oswald mit dem ihm eigenen Enthusiasmus gegründet und insgesamt 146(!) CDs mit zum Großteil „unerhörter“ Neuer Musik, zum Teil auch als DVDs, ediert hat. Das muss sich mal einer trauen auf diesem für die meisten so sperrigen Gebiet. Solche Ermöglicher und auch solchen Mut brauchen alle Kunst- und Kulturszenarien. Peter Oswald war trotz seiner leitenden Funktionen kein Beamter.
Wolfgang Danzmayr