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Badestausee, Witzgeschäft & Co

SUPERGAU / PINZGAU

08/04/25 Metzgerhandwerk. Gletscherschmelze. Wohnungsmarkt. Von Krimml bis Kaprun. Dreißig Künstlerinnen und Künstler. Ein Fachgeschäft für Witze. Professionelle Anbandlerinnen. Und geführte Kunstwanderungen über Berg und Tal... Kultur ins Land bringt – mit viel Witz und Ironie bei freiem Eintritt – von 23. Mai bis 1. Juni – die dritte Ausgabe des Festivals Supergau. Diesmal geht es in den Pinzgau.

Von Heidemarie Klabacher

Tina Heine, die künstlerische Leiterin des Supergau, und Matthias Ais, als Veranstalter für das Land Salzburg, präsentierten heute Dienstag (8.4.) per Video-Pressekonferenz das mit stolzen 650.000 Euro dotierte Festival. Fünfhundert Einreichungen aus der ganzen Welt hat es auf den internationalen Call hin gegeben, erzählt Tina Heine. „Toll, wenn sich viele Projekte bereits im Vorfeld sehr speziell mit der Gegend befassen – und dann gehen sich doch nur zwölf davon aus.“ Die Auswahl habe sich wochenlang hingezogen, viertausend Seiten Papier seien gelesen worden. Auch Zahlen wurden berücksichtigt, etwa in Hinblick auf „fair pay“.

„Frei von Eintritt macht frei davon, mit großen Namen möglichst viel Publikum anziehen zu müssen.“ Ihre Aufgabe sei vor allem „das Zusammenbinden der Einreichungen zu einem Programm“, sagt Tina Heine. Supergau finde nur alle zwei Jahre und immer wo anders statt: „Da braucht ein Festival auch kommunikative Erzählkraft.“ Als „freundlich, neugierig und aufgeschlossen“ werde die einheimische Bevölkerung erlebt, so Tina Heine.

Der Festival-Raum ist beschränkt auf den Oberpinzgau, immer noch eine riesige Fläche. Einige Künstler seien mehrmals hingefahren, um sich ein Bild zu machen. Alle Perfonances und Projekte sind ortsspezifisch. Wichtig sei es, „eine Beziehung zu den Gemeinden herzustellen“. Es geht nicht nur um Kunst, es geht nicht zuletzt um Genehmigungen, etwa darum private Gründe – Wald, Wiese, Alm – betreten und bespielen zu dürfen. Auch muss alles naturschutzkonform ablaufen. Vieles passiert überhaupt im Nationalpark. Dazu gab es Gespräche mit Rangern und Nationalpark-Verantwortlichen. „Das Wichtigste“, sagt Tina Heine, „ist die Kommunikation.“ Natur und Klima. Zukunft des Lebens, besonders der Jugend, auf dem Land. Mensch und Tier: Das sind die Themen. Spannend sei, so Heine, „wie wir über Kunst anders miteinander reden“.

Lola Göller und Flavio Degen, der Zoom-Pressekonferenz zugeschaltet, bringen das Projekt Happy Hour in der Disco Coupé. „Entlang der Bundesstraßen zwischen Krimml und Zell am See weisen verwitterte Werbeschilder den Weg zu den Überresten der fiktiven Disco Coupé. Dort stehen nur noch ausgediente Autos in der Landschaft herum. Trotzdem ist hier mehrfach täglich Happy Hour, angekündigt von großen Leuchtbuchstaben.“ Mit Pinzgauer Kindern wurden in wochenlangen Workshops Lieder eingespielt, zu denen im Karaoke-Auto gesungen werden kann.

Das Krimmler Witzefachgeschäft will eine „humorvolle Versuchung“ sein. Der Original Pinzgauer Almabtrieb ein „inszenierter Fußmarsch“, bei dem nicht das Pinzgauer Rind, sondern das Publikum zur Herde wird. Beim Projekt Super Stadl bekommen vier Heustadl im Pinzgau neues Leben eingehaucht und werden zu öffentlichen Räumen für Veranstaltungen und Austausch

Anbandeln heißt ein Text(il)künstlerisches Partizipationsprojekt, das in Uttendorf stattfindet. „Mittels des schon von den Kelten praktizierten Brettchenwebens entsteht ein fortlaufendes Wollband, das von den Uttendorferinnen begonnen wurde und von den Supergau-Besucherinnen weitergewebt wird.“ Einen Bergbach aufstauen will die Truppe Pioniersplanters mit Laurens Decoster, Bert Joostens und Sander Wallays. Hier sind die Genehmigungen besonders heikel. Es muss auch alles wieder rückgebaut werden... Geführte Touren, ob zu Fuß, mit dem Bus oder dem Fahrrad wird es geben, manchmal mit den Künstlerinnen und Künstlern. Aber es wird auch ein genauer Faltplan mit allen Stätten aufgelegt für Individualbesucher.

„Bevor der Pinzgauer Raum zwischen Krimml und Kaprun für zehn Tage lang zum Supergau für zeitgenössische Kunst wird und analoge Begegnung im Vordergrund steht“, wolle das Online-Magazin Supermag Interessierte und Künstler virtuell vernetzen, berichtet Tina Heine. „Hier werden die Themen des Festivals in einen größeren Zusammenhang gestellt und über alle bisherigen Supergaue verknüpft.“ Das soll auch ein Archiv für aktuelle und vergangene Festivalausgaben werden. Ab Festivalbeginn wird das Magazin durch eine tägliche Radiosendung in Kooperation mit der Radiofabrik ergänzt.

Das Land Salzburg ist Initiator und Veranstalter von Supergau. Man setzt damit eine zentrale Maßnahme des Kulturentwicklungsplans des Landes um. „Über ein Jahr arbeiten die Supergau-Künstlerinnen und Künstler sowie ein sehr engagiertes Team an der Umsetzung des Festivals. Die Arbeitsphasen vor Ort machen künstlerische Prozesse sicht- und erlebbar, das ist sicher eine Besonderheit des Supergau-Festivals“, so Matthias Ais vom Land Salzburg. Das Land Salzburg stellt für das Festival im Pinzgau 650.000 Euro zur Verfügung.

www.supergau.org
Bilder: Stills von der Zoom-Pressekonferenz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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