Wie weit ist's nach Rom?
ARCHÄOLOGIE / RÖMISCHE MEILENSTEINE
18/01/22 In einer Straßenmeisterei erwartet man gestapelte Pylone, Haufen von Salz und Streugut. Eher nicht römische Meilensteine. Vierzehn Stück lagern derzeit in der Straßenmeisterei Mauterndorf und harren der Neuaufstellung. In Verbindung mit zeitgenössischer Kunst.
Die vierzehn Meilensteine standen bis vor einem Jahr noch an der B99. Sie wurden geborgen, gereinigt und konserviert. Nun sind sie zwischengelagert. Das Land Salzburg erhält gemeinsam mit den Gemeinden Untertauern und Tweng diese steinernen Relikte des römischen Verkehrswesens für die Nachwelt, kartiert die historische Römerstraße und wird den historischen Verkehrsweg mit Hilfe von zeitgenössischer Kunst für Einheimische und Gäste sichtbar machen.
Die historische Römerstraße verläuft – wie sollte es auch anders sein angesichts der unwirtlichen geographischen Situation im Gebirge? – annähernd parallel zur heutigen Bundesstraße B99. Noch im Original erhaltene Bereiche sind beispielsweise in Untertauern, beim Gnadenfall oder beim Johannesfall zu finden. Ein eindrucksvoller Abschnitt existiert bei der Wachtbrücke in Tweng, wo eine starke Steigung mit Serpentinen bewältigt wurde.
Der Verlauf der Römerstraße wurde in den vergangenen Monaten von der Landesarchäologie in Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt in einem Geoinformationssystem erfasst und fotografisch dokumentiert.
Untersuchungen mit einem Magnetometer brachten auf der Esser Alm in St. Margarethen im Lungau Klarheit über den Verlauf der alten Römerstraße über den Katschberg.
Die Meilensteine waren ursprünglich zwei Meter hoch und informierten die Menschen über Entfernungen. „Diese Meilensteine sind jedoch weniger serviceorientierte Informationsträger als vielmehr Mittel zur Selbstdarstellung der römischen Kaiser und gelegentlich auch der für die Bauausführung verantwortlichen Provinzstatthalter“, sagt Landesarchäologe Raimund Kastler. Vermessen und dokumentiert wurden die oft kaum noch sichtbaren Inschriften mit Distanzangaben und Kaisernamen von einem Geophysiker der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (seit 1. Jänner 2023 GeoSphere Austria).
Was nun geplant ist: Die Meilensteine sollen wieder an den ursprünglichen Orten aufgestellt und mit zeitgenössischen künstlerischen Interventionen verknüpft werden. Der Fonds Kunst am Bau im öffentlichen Raum schreibt heuer einen Wettbewerb aus mit dem Ziel, die Meilensteine und Teile der Römerstraße der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Es soll die Geschichte dieser historischen Lebensader in verschiedenen Facetten erzählt werden und damit ein attraktives Angebot für Einheimische und Gäste geschaffen werden.(Landesmedienzentrum)
Bilder: dpk-klaba (2); Land Salzburg/PZP Prospektionen GBR (1)