Die Lust, etwas zu erleben

HINTERGRUND / RADSTADT / 40 JAHRE „DAS ZENTRUM“

06/10/21 „Im Bundesland Salzburg gab es bereits Ende der 1970er Jahre sehr engagierte Kulturvereine“, erinnert sich die langjährige „Zentrum-Geschäftsführerin Elisabeth Schneider an die Anfänge vor vierzuig Jahren. Der Enns-Pongau habe damals zu den Vorreitern gezählt.

„Mein Mann Sepp hatte mit Freunden den Verein 'Filmforum das andere Kino' gegründet und bespielte das damals noch vorhandene Kino in Radstadt und andere Veranstaltungsräume in Altenmarkt und Flachau. Aus dieser Zeit heraus entwickelte sich, gleichfalls unter der Leitung von Sepp, der Kulturverein 'Forum Anisus'.“ Da gab's auf Schloss Höch, diesem schönen Renaissancebau in Reitdorf vieles, von Jazzkonzerten bis zum Puppentheater für Kinder. „Auch ich erlebte dort meine ersten spannenden Eindrücke von Kunst und Kultur. Diese Lebendigkeit brachte Kulturförderung aufs Land. Die damaligen Politiker haben die sozialpolitische Dimension solcher Aktivitäten erkannt.“

Peter Peyrer-Heimstätt hat dann den Kulturkreis Das Zentrum gegründet. 1991 hat Elisabeth Schneider den Kulturverein als Obfrau übernommen. „Ich habe mich für ein Studium für Kulturmanagement in Salzburg und Linz entschieden, von dort kommt das systematische Rüstzeug, das zur Kulturarbeit dazugehört.

Die Meilensteine in der vierzigjährigen Kulturarbeit für Radstadt? „ Ganz klar die Aufführung des Open-Air-Theaters parrochia Rastat im Jahr 1998“, antwortet Elisabeth Schneider. „Rein inhaltlichwar es eine Auseinandersetzung mit der lokalen Geschichte der Stadt und den Bauernkriegen im 16. Jahrhundert. Ganz Radstadt war Bühne, an keiner Radstädterin und keinem Radstädter ging dieses Großereignis vorbei. „Logistisch konnten wir zeigen, was wir alles schaffen können, zudem war das Publikumsinteresse mit fast viertausend Besucherinnen und Besucher enorm. Es war also eine Art Paukenschlag.“

Entscheidend war natürlich auch die Errichtung des Zeughauses am Turm im Jahr 1998. „Damit wurde eine Heimstätte, eine Verortung für Kulturarbeit geschaffen.“ 2018 kam das Kino im Turm dazu. Und die Paul-Hofhaimer-Tage? Die gibt es länger als das Zentrum, schon seit 1978. „Es war eine gut etablierte, sehr professionell geführte Veranstaltung im kleinen Rahmen. Renaissance-Musik ist ohne Zweifel ein Nischenprogramm. Wir haben es im Laufe der Zeit aber geschafft, das Festival um den Zusatz der 'neuen Töne' zu erweitern.“ Nicht zu vergessen auch auf den Projektchor und das Orchester, womit man viele lokale Kräfte zusammenführt.

Vom jährlichen Kunsthandwerksmarkt Anfang September über das herbstliche Filmfestival bis zum Strickprojekt, zu dem sich seit 2010 bis zu 25 Frauen aus den umliegenden gemeinden zusammenfinden: Das Zentreum bietet ein Viel-Sparten-Programm. „Aus meiner Sicht hat sich das Stadt-Land-Gefälle in den vergangenen vierzig Jahren abgeflacht“, resümmiert Elisabeth Schneider. „Wer in Radstadt an Kultur interessiert ist, hat ein Angebot zur Verfügung. Nach 40 Jahren Kulturarbeit gibt es vieles bei uns vor Ort. Die Leute müssen es einfach nur nutzen. Das gilt für die Menschen in der Stadt gleicher maßen. Insofern ist die Situation ähnlich. Die Lust, etwas zu erleben, ist die Grundvoraussetzung in der Stadt genauso wie am Land.“

Kulturinitiativen am Land, so sinniert Elisabeth Schneider, seien auch heute noch in erster Linie über die handelnden Personen definiert. „Ich habe manchmal Sorge, dass, wenn wir aufhören, auch unsere Arbeit aufhören könnte. Wir haben Radstadt zum kulturellen Zentrum der Region Enns-Pongau gemacht. Es wäre schön, wenn das so bleibt.“

Rosen streut die Zentrums-Leiterin dem Altbürgermeister Josef Tagwercher, auch der derzeitige Bürgermeister Christian Pewny stehe zur Kkulturarbeit. „Wir haben in diesen vierzig Jahren vier Bürgermeister, vier Kulturlandesräte und vier Landeshauptleute erlebt. Das ist ein gutes Bild für unsere Ausdauer und unseren langen Atem.“ (Das Zentrum/dpk-krie)

Das Interview, das im Jubiläumsbuch abgedruckt ist, führte Karin Pollack. Das Buch wird Freitag, 8.10., um 18 Uhr im Zeughaus am Turm vorgestellt – www.daszentrum.at
Bilder: Das Zentrum
Zur Dokumentation 40 Jahre "Das Zentrum"
Immer wieder Mut für Neues