Ein Dorf spielt Theater

HINTERGRUND / 75 JAHRE THEATER HOLZHAUSEN

02/09/21 „Im Jahr 1945 entschlossen sich Männer und Frauen aus dem Dorf, unter der Leitung des Webermeisters Matthäus Lang, Theater zu spielen.“ Man wollte damit „Einheit und Frieden in der Dorfgemeinschaft wiederherstellen“. Am Freitag (3.9.) beginnt das Jubiläumsfest im Rahmen der HerbstAkt Kulturtage mit der Produktion 75 Jahre Theater in 75 Minuten. Matthias Hochradl übergibt nach 46 Jahren die Theaterleitung an seine Tochter Waltraud Hochradl.

Von Heidemarie Klabacher

Amateurtheater-Vereinigungen gibt es viele. Nicht so viele feiern ihren Fünfundsiebziger. „Den Initiatoren gelang es, alle Schichten der Bevölkerung für dieses Vorhaben zu begeistern“, heißt es in der Geschichte des Theaters Holzhausen in der Gemeinde St. Georgen bei Salzburg. „Unter der tatkräftigen Mithilfe aller Beteiligten wurde mit dem Bau einesTheaters im Dorfwirtshaus begonnen und das erste Stück sogleich aufgeführt.“ Viele der anfangs gespielten Werke stammten aus der Feder von Matthäus Lang. Alsbald begeisterte die „Heimatbühne Holzhausen“, wie sie sich damals nannte, auf der eigenen Bühne und „weit über die Gemeindegrenzen hinaus“ bei Gastspielen. Das Anliegen sei heute gleichgeblieben, so die Theaterleiter Matthias und Waltraud Hochradl: „Niveauvolles und ehrliches Theater auf die Bühne bringen. Die Zuschauer anregen, miterleben zu lassen, und/oder auch mal zu provozieren“.

Die Zeit sei natürlich auch am Theater Holzhausen nicht spurlose vorübergegangen. „Vieles wurde erneuert, manches geändert. So wechselte auch der Name von Heimatbühne Holzhausen zur Spielgemeinschaft des Theaters Holzhausen. Gleich geblieben sei das Anliegen, „Traditionelles mit Modernem zu verbinden, und den ländlichen Raum in seiner Vielfalt und in seiner oft verborgenen Kultur zu präsentieren“.

Mit der Errichtung eines eigenen Theaters, sei ein von Anfang an verfolgtes Ziel Wirklichkeit geworden: „1988/89 wurde mit dem Theaterbau ein Beitrag geleistet, den Stellenwert der heimischen Kultur zu heben.“ Ein weiterer Höhepunkt in der Geschichte des Theaters war für die Spielgemeinschaft Holzhausen 2001 die Errichtung einer Kulturwerkstatt in der ehemaligen Lehrerwohnung in der Schule. „Diese dient als Kommunikationszentrum für die dörfliche Kulturarbeit und setzt einen weiteren Impuls für die Kultur am Land.“

Ganzjähriges Theaterprogramm, nationale und internationale Festivals, Ausstellungen in der Dorf-Galerie, Kabarett und verschiedene Veranstaltungen wurden und werden geboten. „Und das zahlreiche Publikum stellte sich dieser Herausforderung und nahm sie dankbar an.“ 157 Stücke seien auf den Theaterzetteln gestanden, erarbeitet unter der Anleitung von insgesamt zwanzig Regisseurinnen und Regisseuren in „mehreren Tausend Proben. In 2500 Vorstellungen konnten über 450.000 Besucher „in die Wunderwelt des Theaters entführt werden“.

Auch Gäste aus dem iele Gäste aus In- und Ausland wussten und wissen die besondere Holzhausener Atmosphäre zu schätzen. „Zahlreiche dauerhafte Theaterfreundschaften wurden hier geschlossen. Es fanden 31 nationale und internationale Theaterfestivals mit 230 Gruppen aus 26 Ländern statt.“

Auch die Holzhausener Theaterleute hätten bislang gut 350 Gastspielen im In- und Ausland gegeben. Dabei drehe sich der „kleine Holzhauser Kulturkosmos“ keineswegs um das Theater: „Viele kulturelle Veranstaltungen, Lesungen und Konzerte wurden abgehalten und die Dorf-Galerie zeigte in fünfzig Ausstellungen die Werke von achtzig bildenden Künstlerinnen und Künstlern.“ Auch für Kurse und Seminare bietet das Theater Holzhausen eine Spiel- und Experimentierstätte.

HerbstAkt Kulturtage von 3. bis 18. September und Programm der 76. Spielzeit - www.theater-holzhausen.at
Bilder: www.theater-holzhausen.at / Hannelore Kirchner
Zum Porträt Hochradl folgt Hochradl