… rülpst lauter als jeder Stallbursche

TAURISKA / LITERATUR FINDET LAND

09/06/21 Literatur findet nicht nicht nur in der Stadt statt. Literatur findet auch Land. Und zwar im Pinzau: Lyrik, Prosa und Performance in luftiger Höhe gibt's von 17. bis 20. Juni beim Festival Literatur findet Land in Neukirchen am Groß Venediger. Im Mittelpunkt der dritten Festival-Ausgabe: Das Wort und die Dreitausender.

Von Heidemarie Klabacher

„Darin findet sich für jeden etwas“, sagt Festivalleiter Florian Gantner über das Programm zum Literaturfestival Literatur findet Land des Vereins TAURISKA in Neukirchen. Zu Gast ist etwa Helena Adler, die mit ihrem aktuellen Roman Die Infantin trägt den Scheitel links als Shootingstar von Festival zu Festival gereicht wird. „Bei dem fliegt einem Tradition und Kultur ganz sprachgewaltig um die Ohren“, sagt wortstark wie kaum ein Literaturkritiker der Festivalleiter über den bereits vielfach auszeichneten Roman. Dieser hat zwar noch zu keiner Dramatisierung, aber immerhin schon auf eine Performance gebracht: Beim Literaturfest Salzburg im Mai hatte die Produktion Premiere im Toihaus. Dazu kamen/kommen Gastspiele in Saalfelden und Hallein, in Tamsweg (am 18. Juni) und eben (am 19. Juni) in Neukirchen.

„Wenn die eigene Familie unerträglich wird, schleicht sich die Infantin in den Stall zu ihren Wolfshunden“, hieß es auf der Literaturfest-Website. „Die Tänzerin und Choreografin Mirjam Klebel und die Schauspielerin Nicola Schößler verkörpern Generationen von kreischenden, trampelnden, gebärenden und sterbenden Menschen und Tieren – das vielgestaltige Personal des Romans: Ich lerne meine Muttersprache neu, sie besteht jetzt aus Bellen und Knurren, während das menschliche Wort zugrunde geht.“

Ebenfalls in Neukirchen zu Gast ist Karin Peschka, eine weitere fixe Größe der heimischen Literaturszene. Ihr Roman Putzt euch, tanzt, lacht hat auch Schauplätze im Pinzgau. Sie selbst ist in einem Wirtshaus in Eferding in Oberösterreich aufgewachsen. Und das Wirtshaus spielt eine wichtige Rolle im Oeuvre des Waldviertler Autors Martin Peichl: Er schreibt seine Gedichte auf Bierdeckel.

Die Schulen im Pinzgau sind bei Literatur findet Land ebenfalls gefragt: Die Schülerinnen und Schüler des BORG Mittersill widmen zusammen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern jedes Jahr einem Autor oder einer Autorin ihre besondere Aufmerksamkeit. Heuer ist es Hamed Abboud, der Verfasser des Buches Der Tod backt einen Geburtstagskuchen. „Der seit 2014 in Österreich lebende Syrer ist für seine Gabe bekannt, traurige und schwere Realität in erträgliche Leichtigkeit zu kleiden“, sagt Festivalleiter Florian Gantner.

Eröffnet wird Literatur findet Land am Donnerstag (17.6.) mit einer Kurzlesung der Rauriserin Susanne Rasser im Kammerlanderstall, wo am Samstag (19.6.) auch Antonio Fian auftreten wird. Weiters zu Gast ist mit Heinz Janisch einer der erfolgreichsten Kinderbuchautoren Österreichs. „Hoch hinauf, auf über zweitausend Meter Seehöhe, geht es zu Lesungen des Lyriker-Trios Lydia Steinbacher, Hermann Niklas und Maria Seisenbacher“, schildert Florian Gantner ein Programm-Highlight. Der Gasthof Pferdestall sowie das Pavillon in Neukirchen sind weitere Leseorte. Auch heuer werden Gäste aus dem Vorjahr „heurige“Kolleginnen und Kollegen vorstellen. Den Abschluss am Sonntag (20.6.) bildet eine Matinée mit Walter Müller. Musikalisch begleitet wird er dabei von SchülerInnen des Musikums aus Neukirchen und Krimml.

„Festivalleiter Gantner hält sich indes als Autor wieder bescheiden zurück und freut sich über das erhaltene Wiener Literaturstipendium für dieses Jahr“, heißt es aus Neukirchen. Der in Wien lebende Autor ist in Neukirchen aufgewachsen. Im Herbst erscheint im Residenz Verlag sein neuer Roman Soviel man weiß in dem es um das Thema Überwachung geht.

Literatur findet Land - 17. bis 20. Juni - www.tauriska.at
Bild: Tauriska