Pubertät im Bombenhagel
NEU IM KINO / BLUTSBRÜDER DÜRFEN ALLES
25/04/13 Wenn der Salzburger Filmemacher Wolfram Paulus mit Kindern arbeitet, läuft er zur Vollform auf. Mit Streifen wie „Heidenlöcher“ oder „Die Ministranten“ hat er ja die cineastische Bühne betreten, auf der es in den letzten Jahren aber eher still um ihn geworden ist. Mit den „Blutsbrüdern“ könnte sich das ändern.
Von Reinhard Kriechbaum
Hallein auf dem Höhepunkt des Kriegs, Bomben fallen – aber was schert das wirklich die beiden halbwüchsigen Ferry und Alexander? Die pubertierenden Knaben haben wichtigeres im Kopf, nämlich Frauen. Und weil sie ja „Blutsbrüder“ sind, stecken sie schon mal mit demselben Mädel unter einer Decke. Pikanterweise sogar gemeinsam.
Was sich da insgesamt zusammenbraut, bekommen sie gar nicht so recht mit. Alexander ist nämlich Sohn jüdischer Eltern, und die Sache fliegt auf, gerade als die beiden im Zuge der Kinderlandverschickung Mitglieder eines Kinderchores werden. Die Nazi-Schergen sind hinter dem einen Burschen her. Aber da ist Stieglitz, der warmherzige Chorleiter. Irgendwie wendet sich die Sache für die beiden, die im Ernstfall zu kleinen Draufgängern werden, immer zum Besseren.
Der Chorleiter ist eine Paraderolle für den ganz leisen Udo Samel. Die Frau des Chorleiters ist mit Susanne Lothar luxuriös besetzt. Lorenz Willkomm und Johannes Nussbaum sind die beiden Jungspunde, die nun wirklich die Herzen der Zuseher erobern. In dieser österreichisch-rumänischen Koproduktion hat Wolfram Paulus weitere Kinderdarsteller dort gecastet (gedreht wurde in Bukarest und Sibiu/Hermannstadt). Der „Synchorn-Chor“ sind die St. Florianer Sängerknaben. In der Ausstattung wird üppig mit Zeitkolorit gemalt, aber der Tonfall ist erstaunlich unprätentiös gehalten. Selbst in hochdramatischen Szenen drückt der Regisseur nicht auf die Tränendrüsen.
Die Geschichte ist aus mehreren Zeitzeugnissen (auch aus einer Halleiner Quelle) von Wolfram Paulus kompiliert worden. Also keine „wahre Geschichte“ im strengen Sinn. Aber eine wahrhaftige.