Deutscher oder Türke?

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13/05/11 Familie Yilmaz: Das sind Menschen wie du und ich. Man streitet, man hat sich lieb, man hält zusammen. Religion spielt keine große Rolle, es gibt keine übersteigerten Ehrbegriffe, ein uneheliches Kind ist kein wirkliches Problem. Die Samdereli-Schwestern versuchen mit einem humorvollen Film das deutsche Bild vom Leben der türkischen Zuwanderer ein bisschen zurecht zu rücken.

Von Michael Russ

Hüseyin Yilmaz  (alt: Vedat Erincin, jung: Fahri Yardim) stammt aus Anatolien, lebt aber seit 45 Jahren in Deutschland. Als 1000001er Gastarbeiter ist er 1964 eingereist, hat nach einigen Jahren seine Frau Fatma (alt: Lilay Huser, jung: Demet Gül) und die drei Kinder nachgeholt. Der jüngste Sohn wurde schon in Deutschland geboren. Fatma hat Hüseyin dazu gedrängt, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen und nun ist es so weit, sie haben ihre neuen Pässe in der Hand. Um das zu feiern, versammeln sie ihre Familie bei einem Fest. Aber Hüseyin hat noch eine andere Neuigkeit: Er hat in seinem anatolischen Heimatdorf ein Haus gekauft und will es in den Ferien gemeinsam mit allen Anwesenden restaurieren.

Die Begeisterung seiner Familie hält sich in Grenzen. Jeder sucht eine Ausrede, um nicht mitfahren zu müssen. Nur dem Enkel Cenk (Raffael Koussouris) - Sohn von Ali und Gabi - ist das egal. Er weiß nicht, ob er Deutscher oder Türke ist und das bereitet ihm Schwierigkeiten. Seine Cousine Canan (Aylin Tezel) beginnt ihm also die Geschichte der Familie zu erzählen, vom Leben im anatolischen Dorf bis zu den Anfangsschwierigkeiten in Deutschland.

Die türkischstämmigen Schwestern Yasemin (Regie) und Nesrin Samdereli (Drehbuch) versuchen mit ihrem Film ein Gegenbild zu Sarazzin-Thesen und fremdenfeindlichen Klischees zu schaffen. Ihre Waffe ist der Humor, aber auch ein bisschen Sentimentalität. Sie spielen mit den Missverständnissen, mit dem Halbwissen, mit der Angst vor der fremden Kultur. Die Familie Yilmaz, das sind Menschen wie du und ich. Man streitet, man hat sich lieb, man hält zusammen. Religion spielt keine große Rolle, es gibt keine übersteigerten Ehrbegriffe, ein uneheliches Kind ist kein wirkliches Problem.

Bekannte deutsche Schauspieler wie Saskia Vester, Aglaia Szyszkowitz, Axel Milberg oder Walter Sittler haben Cameo-Auftritte. Dabei sprechen sie ein unverständliches Kauderwelsch, das für die sprachlichen Barrieren steht, die den Zuwanderern Schwierigkeiten machen.

Ein humorvoller Film, der durchaus dazu angetan ist, für ein bisschen mehr Verständnis zu sorgen. Leider werden ihn in erster Linie solche Menschen sehen, die ohnehin offen sind - und nicht die, die etwas daraus lernen könnten.

Bilder: Filmladen