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Auch ganz starke Frauensache

DAS KINO / BERGFILMFESTIVAL

09/11/21 Im Vorjahr durfte man zwar Berge besteigen – in der Einsamkeit der Höhenluft war die Corona-Infektionsgefahr minimal. Schlechte Karten hatte Das Kino mit dem Highlight Bergfilmfestival. Das findet immer im November statt und 2020 war da Lockdown. Heuer geht’s, wie es derzeit aussieht.

„Von Beginn an haben wir uns als Treffpunkt der regionalen Bergszene, als eine Art Familientreffen verstanden“, erklärt Thomas Neuhold, der über die Jahre maßgeblich Programm und Erscheinungsbild des Bergfilmfestivals mitbestimmte. Kein Wunder also, dass es im Vorjahr nicht klappte mit dem Festival – es lebt von der Begegnung von Cineasten und Menschen aus der Bergsteigerszene. Szenen also, die auf den ersten Blick hin nicht viel miteinander zu tun haben. Und doch gibt es eine ansehnliche Schnittmenge. „Beim Bergfilmfestival werden nicht nur Filme gezeigt, es wird darüber geredet, es wird gelesen, diskutiert und gefeiert“, bekräftigt Martin Hasenöhrl.

Der Salzburger Filmemacher ist Leiter des Bergfilmfestivals. „Wie wir die Berge wahrnehmen, ist eng mit ihrer filmischen Darstellung verbunden.“ Ein Forschungsteam der Uni Innsbruck untersuche gerade anhand von über fünfhundert Bergfilmen, wie Filme Bergvorstellungen prägen, weiß Hasenöhrl. „In den zwölf Filmprogrammen des diesjährigen Bergfilmfestivals würden die Forscherinnen und Forscher erstaunliche Änderungen entdecken“, vermutet Hasenöhrl. „Die Zeit der männlichen Helden im Kampf mit dem Gipfel ist endgültig vorbei. Im Vordergrund stehen starke Frauen, große Emotionen, ein intensives Gemeinschaftsgefühl, aber auch Ironie, eine gewisse Leichtigkeit und nicht zuletzt großer Respekt im Umgang mit den Naturgewalten.“

Ein Frauenschwerpunkt also: In Cholitas besteigen fünf bolivianische Frauen mit viel Respekt, aber wenig bergsteigerischer Erfahrung den fast 7.000 Meter hohen Aconcagua. Pretty Strong folgt den stärksten Kletterinnen der Welt bei ihren Abenteuern im steilen Fels – es ist der bisher erste und einzige große Kletterfilm, der von einem ausschließlich weiblichen Team produziert, gedreht und vermarktet wurde. Regisseurin Colette McInerney: „Das ist kein Film über das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern, die Sexualisierung von Frauen oder darüber, wie es ist, seine Periode im Klettergarten zu kriegen, sondern ein Kletterfilm über Frauen, gedreht von Frauen, gemacht für alle.“

Auch einige Filme junger Local Heroes sind endlich weiblich besetzt: So kann man in diesem Kurzfilmprogramm einer weiblichen Skiexpedition ins männlich dominierte Kirgistan folgen (Skirgistan), eine Mädels-Besteigung des Griechischen Olymp beobachten und ein imponierendes Porträt über die Salzburger Handstand-Artistin Stefanie Millinger (Zero Gravity) sehen.

Zwölf Filmprogramme mit 24 neuen Kurz- und Langfilmen sind beim Bergfilmfestival zu sehen. Aber das besondere ist die Mischung. In der Reihe Film & Gespräch werden nicht nur Filme gezeigt, es wird darüber geredet, es wird gelesen, diskutiert und miteinander gefeiert. Da steht beispielsweise der Film Tage draußen der Alpenvereinsjugend zur Diskussion. Das Thema: das Recht auf Wildheit und das Glück, draußen zu sein.

Der Tourismus-Wissenschaftler Kurt Luger berichtet über den Klimawandel am Everest und die Radfahrerin Jana Kesenheimer erzählt von ihrem Bikepacking-Radmarathon von Wien nach Nizza. Der Journalist und Kletterer Malte Roeper liest aus Klassikern der Bergliteratur, und der Weltstar des Steilwandskifahrens, Jeremy Heitz, präsentiert seinen neuesten Film La Liste II.

Die Barthaare Kaiser Karls hat der Salzburger Geologe Georg Zagler wohl nicht entdeckt, aber sonst hat er dem Untersberg so manches Geheimnis entrissen. Ein Vortrag über eine sehr nahe Unterwelt mit exotischem Touch ist in diesem Vortrag zu erwarten

Zur Eröffnung der Vortragsreihe am 10. November kommt Alexander Huber – der Jüngere der Huberbuam – mit seinem neuen Vortrag über modernen Alpinismus „Die steile Welt der Berge“ in das Stadtkino Hallein. Er erzählt aus seinem Leben als Kletterer, aber da fließt auch viel Erfahrung ein, wie sich mit dem Alpinismus das Bild der Berge in den Köpfen der Menschen gewandelt hat. Wo früher Tod und Verderben lauerten, warten heute die Heilsversprechen von grenzenloser Freiheit und Selbstverwirklichung. Einer wie Alexander Huber sieht das naturgemäß kritisch.

Grönland-Kenner Hans Thurner führt vom sanften Westen in den rauen Osten der „grünen Insel“. Sepp Friedhuber – Expeditionsbergsteiger, Filmemacher und Fotograf – berichtet aus den Nationalparks Albaniens. Die Vortragsreihe beschließt die wohl beste Alpinkletterin Österreichs: gerade eben zurück aus Pakistan, berichten Barbara Zangerl und ihr Partner Jacopo Larcher von ihrer letzten Expedition zu den legendären Trango Towers.

Der weitaus prominenteste Gast beim Festival ist einer – so Thomas Neuhold – „der uns über beinahe drei Jahrzehnte helfend zur Seite gestanden ist“: die Alpinlegende Kurt Diemberger. Er wird im März 2022 neunzig Jahre alt, eine Veranstaltung für und mit ihm steht am Ende des Bergfilmfestivals am 21. November. (Das Kino / dpk-krie)

Das 27. Bergfilmfestival dauert von 10. bis 21. November – www.daskino.at
Bilder: Das Kino / Barbara Zangerl (1); Sebastian Weingart (1); Never Not Collective (1); Georg Zagler (1)

 

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