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Von Cops und anderen Alphatieren

DIAGONALE / PREISTRÄGERFILME

19/03/18 Auch ein junger Filmemacher aus Salzburg, der 1992 geborene Bernhard Wenger, kann sich über einen Preis bei der „Diagonale“ in Graz freuen: für den Kurzspielfilm „Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin“.

Von Reinhard Kriechbaum

Nach dem Publikumspreis beim Max Ophüls-Wettbewerb ist das die zweite Auszeichnung für den Filmemacher, der zuerst Filmwissenschaften studierte und seit 2014 Regie und Produktion an der Filmakademie Wien studiert. „Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin“ hat die Jury „vor allem mit seinem außergewöhnlichen und stillen Humor überzeugt“.

Aaron, ein junger Schwede, war mit seiner Freundin in Streit geraten, jetzt ist sie verschwunden. Wohin? „Mit geringem Nachdruck und auffallendem Desinteresse“ beginne er nach seiner Freundin zu suchen. „Sollte man selbst jemals spurlos verschwinden – hoffentlich ist es nicht Hauptdarsteller Aaron, der nach einem sucht“, befanden die Juroren ironisch.

Auf seinem Weg durch das hyper-durchgestylte Wellneshotelin den Alpen – nach Urteil der Jury „ein Ort an dem Bademäntel wie Schuluniformen getragen werden und Entspannung zur Pflicht wird“ – begegneten einem „ Klischees und Situationen, die man als leidenschaftlicher Wellnessurlauber nicht hinterfragt, sondern mit skurriler Ernsthaftigkeit zelebriert“. Auch die Jugendjury hat für Wengers Filmvotiert und ihn zum besten Nachwuchsfilmgekürt.

Wenig überraschend ist der Große Diagonale-Preis Christian Frosch für „Murer – Anatomie eines Prozesses“ zugesprochen worden. „Dieser Film ist wichtig, eine minutiöse Auseinandersetzung mit Österreichs Vergangenheit und ihrer Wirkmacht bis ins Heute. Zugleich aber sticht er als ästhetische Erfahrung heraus, ist vielschichtig und psychologisch komplex und brillant gespielt. Er schafft es, Prozessakten auf der Leinwand lebendig werden zu lassen. Ein wirklich großer Gerichtsfilm – ganz ohne Helden, aber voller Porträts der Conditio humana“, so die Jury, die nicht weniger beeindruckt war als das Publikum bei der Diagonale-Eröffnung, bei der dieser Film uraufgeführt wurde.

Der Publikumspreis freilich ging an den Streifen „Cops“ von Stefan A. Lukacs. Es geht um einen jungen Polizisten, Mitglied der WEGA, der Sondereinheit der Wiener Polizei für besonders kritische Fälle. Im Einsatz hat er einen psychisch auffälligen Mann erschossen – ein Fall von deutlich überzogener Notwehr. Der Regisseur, der vor einigen Jahren schon einen Kurzfilm gedreht hat über einen von Polizisten misshandelten Asylwerber, kennt das Milieu blendend. In „Cops“ zeichnet er ein äußerst schlüssiges Bild vom Kaderdenken in einem selbstreferentiellen System, in dem Elitegefühl, Gruppendynamik und wohl auch psychische Determiniertheit eine mehr als problematische Mischung ergeben. Das ist psychologisch präzis durchleuchtet, als „Fallbeispiel“ mit Potential zur Systemkritik. Die prominente Besetzung (in der Hauptrolle Laurence Rupp, weiters Roland Düringer, Maria Hofstetter) ist als Ensemble mit dem Schauspielpreis der Diagonale bedacht worden.

Nikolaus Geyrhalter hat den Großen Diagonale-Dokumentarfilmpreis für „Die bauliche Maßnahme“ bekommen. Diese „bauliche Maßnahme“ meint die mit einem Zaun befestigte Brennergrenze – der Maschendrahtzaun ist vorbereitet, aber noch nicht gezogen. Geyrhalter hat Menschen genau an dieser Grenze nach ihrer Meinung befragt und ist auf erstaunlich differenzierte, Sehweisen gestoßen. Alles andere als Fremdenfeindlichkeit, dafür erhebliche Kritik an der Politik und ihren hetzerischen Tönen. Die Jury: „'Die da oben' werden hingegen zu einer schrillen, hysterischen Tonspur – einer Tonspur, deren Echo durch ganz Europa hallt und doch dort unten, wo der Film ist, nicht hohler nachklingen könnte.“ Der positive Blick der Juroren: „Wenn ein Film so klug unterscheiden kann zwischen dem Gesagten und dem Gelebten – vielleicht können wir das ja alle.“

Joana Scrinzi, die Cutterin des Dokumentarfilms „Gwendolyn“, ist Salzburgerin. Dieser Film von Ruth Kaaserer über eine ältere Frau, die sich als Gewichtheberin in einer Männerdomäne profiliert, hat den Franz Grabner Preis für Dokumentarfilme sowie Preise für den besten Schnitt und für die beste Bildgestaltung bekommen.

„Gewndolyn“ ist noch bis Freitag (23.3.) im Gewölbe von „DasKino“ zu sehen – www.daskino.at
Bilder: Diagonale / Miriam Raneburger (1)
Zu den DrehPunktKultur-Besprechungen Offene Geschichten über Ein- und Zweisamkeit (die Salzburger Diagonale-Beiträge) und „ A Vagnieg'n mit'm Töten“ (Der Preisträgerfilm „Murer – Anatomie eines Prozesses“)

 

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