Das Schönste: Die Aufmerksamkeit des Publikums

IM PORTÄT / STEPHAN PAULY

03/02/12 „Ich glaube, dass sich in der Stiftung in den letzten zehn Jahren eine andere Atmosphäre entwickelt hat“, sagte Stephan Pauly heute Freitag (3.2.) bei einem Pressegespräch. „Wir haben versucht, in den Konzerten inhaltlich und konzeptionell so tief zu denken, wie wir nur konnten.“

Von Heidemarie Klabacher

altAuch wenn nicht jeder dramaturgische Hintergedanke direkt beim Publikum angekommen sei: „Die Inhalte sind angekommen, haben zu lebendigen Diskussionen geführt und eine neue Atmosphäre der Offenheit und Neugier entstehen lassen.“ Besonders glücklich ist Stephan Pauly über das szenische Konzert „gefaltet“: „Das war ein offenes Experiment, das letztlich alles zusammengebracht hat, was das Anliegen der letzten Jahre war: Mozart immer wieder in einem neuen Kontext zu zeigen.“

Mozartwochen, in denen zeitgenössische Musik selbstverständlich dem Werk Mozarts gegenübergestellt und „die ganze Welt der Aufführungspraxis“ nach Salzburg gebracht wurde, dazu das Dialoge-Festival, in dem seit 2006 versucht wird, „aus dem klassischen Konzertprotokoll“ auszubrechen: „Das alles hat ein Publikum aufgebaut, das nach dem Hauptkonzert noch mucksmäuschenstill in einem Nachtstück sitzt - und aus einem ehrlichen und belastbaren Interesse heraus auch noch ein zeitgenössisches Solostück für Klarinette kennen lernen will.“

Das Beispiel der „Nach(t)stücke“ fasse für ihn, so Pauly, „etwas vom Besten“ der vergangenen zehn Jahre zusammen: „Die Aufmerksamkeit des Publikums!“ Wenn auch zeitgenössische, vor allem Salzburger Komponisten will Helmut Eder, schon immer auch bei der Mozartwoche aufgeführt worden seien: „Das Moderne war immer da, aber nicht als Konzept“, bestätigt Stiftungspräsident Johannes Honsig-Erlenburg.

Mozart und die Moderne: „Wie kann man Klangsituationen erzeugen, in denen man beides besser hört?“ Das war die zentrale Frage, die hinter den Konzepten der Mozartwoche stand. Und die Überlegung hinter den „Dialoge“-Konzepten, die Pauly zusammen mit Berno Odo Polzer entwickelt hat: „Welche Formate wollen wir ausprobieren?“ Ein Kammerkonzert am Nachmittag im Großen Saal, eine Tanzperformance am Abend im Republic: „Das hat es früher nicht gegeben.“

Auch in den anderen Arbeitsbereichen der Stiftung Mozarteum, in denen er nicht unmittelbar etwa konzpierend tätig war, sieht der scheidende künstlerische und kaufmännische Geschäftsführer, nachhaltige Entwicklungen. Vor allem etwa in den Mozartmuseen: „Nehmen Sie Mozarts Geburtshaus. Da war früher einfach eine Dauerausstellung. Jetzt ist auch dort viel Leben eingezogen.“ Die wissenschaftliche Abteilung komme zwar nicht so an die Öffentlichkeit, sei aber international auf allen Kongressen präsent und realisiere Projekte in der ganzen Welt. Richtungsweisend etwa  die online-Präsenz mit der Neuen Mozartausgabe. Auch die Kinder- und Jugendarbeit habe mit dem Programm „Ohren auf“ einen wesentlichen Schritt im Vermittlungsangebot getan: „Heute haben ja viele Kulturveranstalter ihre eigenen Kinder- und Jugendprojekte. Das war vor einigen Jahren noch nicht so.“

Pauly richtet einen Blick zurück auf die Kulturszene in Salzburg überhaupt: „Das Mozarteumorchester, die Camerata, das OENM, die Junge Philharmonie: Alle machen mehr, alles ist gewachsen - und alles hat sein Publikum.“ Es sei bemerkenswert, welches Kulturinteresse in der kleinen Stadt Salzburg herrsche.

Seine neue Arbeit als Intendant der „Alten Oper“ Frankfurt werde keine „Aufbauarbeit“ umfassen, auch nicht in der Jugendarbeit: „Das ist ein Konzerthaus mit vielen Konzerten das ganze Jahr über. Hier in Salzburg standen eher die Festivals im Zentrum.“ Mitnehmen aus Salzburg nach Frankfurt könne er seinen „Erfahrungsschatz im Programmieren“ und die Kontakte zu vielen Künstlern, mit denen er weiter zusammenarbeiten werde. „Da waren hier aber vor allem viele Mozartkünstler dabei - es werden viele neue dazukommen.“

Stephan Pauly wurde 1972 in Köln geboren und wuchs in Bayreuth auf. Er studierte Philosophie, Theologie und Opernregie in München und Rom und schrieb seine Dissertation über die Freiheitsphilosophie des Philosophen Sören Kierkegaard und des Theologen Romano Guardini. Während der Zeit des Studiums war er regelmäßig an Opernhäusern und Theatern tätig, darunter persönlicher Assistent des Regisseurs und Intendanten August Everding. Weiters führte er Assistenz- und Regiearbeiten am Münchner Prinzregententheater, der Mailänder Scala und der Wiener Staatsoper aus. Von 2000 bis 2002 wechselte er zur Unternehmensberatung McKinsey und war unter anderem für Banken, Internet-Startups, Automobilhersteller, Unternehmen aus der Halbleiterindustrie sowie für ein Orchester tätig. Danach kehrte er in die Kultur zurück, zur Stiftung Mozarteum Salzburg – zunächst als Leiter des künstlerischen Betriebsbüros und seit Sommer 2004 als künstlerischer Leiter und kaufmännischer Geschäftsführer.

Bild: ISM/Wolfgang Lienbacher