Eine Uraufführung wird es noch geben

TODESFALL / KAIJA SAARIAHO

07/06/23 1996 erklangen erste Werke bei den Festspielen: Près, Nymphéa, Solar und Amers teilten sich einen Abend mit Bach, Mahler und Telemann. Cello spielte Landsmann Anssi Karttunen. Das Ensemble kam vom IRCAM, wo Kaija Saariaho früh experimentiert hat. Auch der internationale Durchburch ging von Salzburg aus – 2000 mit der Uraufführung der Oper L'Amour de loin bei den Festspielen. 2014 folgte am Landestheater die Österreichische Erstaufführung der Oper Emilie.

Von Heidemarie Klabacher

Am 2. Juni ist die finnische Komponistin Kaija Saariaho im Alter von siebzig Jahren Jahren in Paris verstorben. Saariaho schrieb über hundert Werke und gilt als eine der meistgespielten Komponistinnen unserer Zeit.

Kaija Saariaho bekam schon in jungen Jahren bereits Orgel- und Klavierunterricht. Sie studierte in Helsinki Malerei, Musikwissenschaft und Komposition, besuchte 1980 bis 1982 die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt und studierte danach bei Brian Ferneyhough und Klaus Huber in Freiburg im Breisgau. 1982 experimentierte sie erstmals mit Computermusik am Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique IRCAM in Paris. Verblendungen aus 1984 ist ihre erste Komposition für Orchester und Tonband. Mikrotonalität und Spektralismus kennzeichnen Graal théâtre für Violine und Orchester 1994/1997. Ab 1990 befasste sich Saariaho entstanden ihre Musiktheaterwerke. Die Oper L’Amour de loin wurde bei den Salzburger Festspielen in der Regie von Peter Sellars uraufgeführt. Es folgten Adriana Mater 2005, das Oratorium La Passion de Simone 2006 oder Only The Sound Remains 2016.

Die Österreichische Erstaufführung der Oper Emilie fand 2014 im Salzburger Landestheaterstatt, Uraufführung war 2010 mit Karita Mattila, der das Werk gewidmet war, in Lyon. „Was wäre die Welt, ohne den Zustand der Illusion? Émilie du Chatelet, 1706 bis 1749, war die erste große Mathematikerin und Physikerin Europas. Sie hat Newtons Principia Matematica ins Französische übersetzt, aber auch Vergils Aeneis. Angst hatte sie vor dem Tod – aber mehr noch, vor dem Vergessenwerden: Die finnische Komponistin Kaija Saariaho hat eine Oper über Émilie du Chatelet geschrieben.“ So fasste 2014 DrehPunktKultur die Produktion zusammen, die eindrücklichen Bilder sind tatsächlich noch erinnerlich. Über die Darstellerin der Titelrolle: „Die Mezzosopranistin Allison Cook läßt die wechselnden Stimmungen ihrer Figur darstellerisch eindrücklich und stimmlich souverän spürbar werden. Angriffig und präzise in den aufgewühlten dramatischen, mit großer Linie in den verinnerlichten Szenen setzt sie die expressive Musik Kija Saariahos um.“

Kaija Saariaho erhielt rennomierteste Preise und Auszeichnungen, wie etwa den Wihuri, Nemmers, Sonning oder Polar Music Prize, einen Grammy oder den Goldenen Löwe der Musikbiennale von Venedig für ihr Lebenswerk. Sie war weltweit in Förderprogrammen und Jurys tätig und war 2015 Gast am Music Department der University of California in Berkeley.

„We are crushed to announce that Kaija Saariaho has passed this morning. She slept awaypeacefully in her own bed, at home in Paris. As her family, we are issuing this as our sole statement, and request the peace of our time of mourning be respected“, schreibt die Familie der Komponistin am 2. Juni in einem Statment auf der Website. „In February 2021, Kaija was diagnosed with a glioblastoma, an aggressive type of brain cancer, found from the onset to be uncurable and lethal. With characteristically strong determination, she fought daily to both slow its growth and live fully. … The final months of Kaija’s life were devoted to the completion of her trumpet concerto, HUSH, which will be premiered in Helsinki on August 24th by Verneri Pohjola, with Susanna Mälkkiconducting the Finnish Radio Symphony Orchestra.“

Bild: saariaho.org / Andrew Campell
Zum Statement der Familie  saariaho.org