Ab jetzt Kultur-Diplomatin

AUSZEICHNUNG / HELGA RABL-STADLER

02/06/22 Ein bisserl ist es mit Helga Rabl-Stadler ja wie mit der Queen: Obwohl die Nachfolgerin seit Monaten im Amt ist, können wir uns Festspiele ohne Die Präsidentin noch nicht wirklich vorstellen. Heute Donnerstag (2.6.) ist sie mit dem Großen Ehrenzeichen des Landes Salzburg gewürdigt worden.

„Helga Rabl-Stadler hat vom ersten bis zum letzten Tag ununterbrochen die Kraft der Vision der Salzburger Festspiele verinnerlicht und versinnbildlicht“, so Landeshauptmann Wilfried Haslauer bei der Überreichung in der Residenz. „Souverän in Form, Inhalt und Präsenz“, habe sie die Geschicke der Salzburger Festspiele gelenkt. „Sie hat diese wirkmächtige Kunst- und Kulturinstitution nicht bloß geführt, sie hat sie vielmehr geprägt.“ Es sei ihr ein „Herzensanliegen“ gewesen, „nicht nur das materielle, sondern vor allem auch das ideelle Fundament ihrer Salzburger Festspiele nachhaltig zu stärken und zu festigen“, sagte der Landeshauptmann.

Von 1995 bis 2021 dauerte die Präsidentschaft von Helga Rabl-Stadler. Da kommen logischerweise Superlative zusammen. In diese Zeitspanne fielen 5.330 Festspiel-Veranstaltungen, 1.088 Vorstellungstage mit 379 Premieren. 5,8 Millionen Besucherinnen und Besucher haben diese Veranstaltungen an 47 Spielstätten (im Sommer und zu Pfingsten) besucht. Helga Rabl-Stadler war der ruhende Pol, während die Intendanten sechs Mal und die Schauspielchefs acht Mal wechselten.

Rechnet man all die Jahre zusammen, dann hat Helga Rabl-Stadler über ein Budget von insgesamt 1,33 Milliarden Euro gewacht, und in dieser Zeit wurden, weitgehend auf ihr Betreiben hin, mehr als 160 Millionen Euro Sponsoring- und Spendengelder luktiert. Die Karteneinnahmen beliefen sich über all die Jahre auf 656 Millionen Euro. Das größte Unternehmen Salzburgs sind die Festspiele natürlich nur in den Sommermonaten, wenn die 230 Ganzjahresbeschäftigten auf etwa das Zehnfache aufgestockt werden.

Markus Hinterhäuser beim Festakt: „Wir haben irgendwann einen Punkt erreicht, an dem wir uns nicht mehr absprechen mussten. Das war wie ein Akkord, der in sich und in der Balance stimmt.“ Dass sie „widerstreitende Interessen immer sehr gut zusammenbringen konnte“, betonte die ehemalige Finanzministerin Maria Fekter.

Helga Rabl-Stadler, Jahrgang 1948, war nach dem Jus-Studium in Wien ab 1970 bei den Tageszeitungen Die Presse‚ Wochenpresse, Kurier, dort als erste weibliche Innenpolitik-Kolumnistin tätig, bevor sie 1978 das elterliche Modehaus in der Mozartstadt übernahm. Von 1983 bis 1990 war sie Nationalratsabgeordnete. In der Salzburger Wirtschaftskammer war sie ab 1985 Vizepräsidentin und übernahm von 1988 bis 1994 das Präsidentenamt. Am 26. Jänner 1995 wurde Helga Rabl-Stadler, seit 1993 Mitglied des Kuratoriums, zum Mitglied des Direktoriums und zur Präsidentin der Salzburger Festspiele ernannt. Sie übte diese Funktion bis Ende 2021 aus.

Was es auch noch nicht gegeben hat, als Helga Rabl-Stadler ihren „Job“ als Festspielpräsidentin antrat – ein Amt, das sie ja von Grund auf neu definierte und positionierte: dass sich die Festspiele international präsentieren, nicht nur vor den Freundesvereinen, sondern auch in Kulturvertretungen Österreichs. Diese Kontakte werden in Zukunft nicht einschlafen. Helga Rabl-Stadler wird, wie das Außenministerium am Dienstag (31.5.) mitteilte, Sonderberaterin für Auslandskultur.

Das Aufgabengebiet reiche „vom Dialog mit Wissenschaft, der Kunst- und Kulturszene und der Zivilgesellschaft über die internationale Kulturvermittlung im traditionellen Sinn bis zu innovativen ko-kreativen Formaten auf Neuland“. Da wird die Ex-Präsidentin wohl weit herumkommen, denn es gibt weltweit dreißig österreichische Kulturforen. (Landeskorrespondenz/dpk-krie)

Bilder: Land Salzburg / Franz Neumayr