Crossover mit dem Alphorn

TODESFALL / FRITZ MOSSHAMMER

03/05/22 Wer Alphorn sagte, der musste auch Fritz Moßhammer sagen. Er verstand sich darauf, diesem archaischen Volksmusik-Instrument gar wunderbare, ungewohnte Töne zu entlocken. Er brachte sich und sein Instrument in künstlerische Projekte und Performances unterschiedlichster Art ein.

Von Reinhard Kriechbaum

Eine persönliche Erinnerung: Es ist mindestens zwanzig Jahre her, da lud das Festival Styriarte zu einer zweitägigen Landpartie ins Stift St. Lambrecht. Musik rund um die Uhr, und eine sau-ungemütliche Nacht auf Feldbetten im Kreuzgang. Da ist man zu gerne in aller Herrgottsfrüh aufgestanden, einen steilen Wiesenhang hinaufgeklettert zu einem Sonnen-Willkommensgruß der besonderen Art – Fritz Moshammer hat dazu die zaubrischen Töne beigesteuert.

In ganz unterschiedlichen Zusammenhängen hat man diesen 1954 in Lofer geboren Musiker antreffen können, ob mit dem Alphorn, der Trompete oder dem Flügelhorn. Auch zur Maultrommel hat er gelegentlich gegriffen und sogar in Muscheln geblasen. 1989 hat er das Trio Inflagranti gegründet (freie Kammermusik, Jazz, Improvisationen), 2002 initiierte er das Duo Hammerling mit dem Schlagzeuger Erwin Rehling. Als Mitglied des Münchener Alphornkollektivs ist er nach Marokko gereist, um dort mit traditionellen Gnawa-Musikern zu musizieren. Auch in San Francisco war er mit Alphorn-Solo-Performances zu hören.

An Performances, Theater und Bildender Kunst war er genau so interessiert wie an Literatur, er hat sich von Künstler-Kollegen anderer Sparten inspirieren lassen und sie seinerseits herausgefordert. Der Crossover beschränkte sich nicht auf die Musik selbst. Zum Beispiel ist Moßhammer oftmals gemeinsam mit dem Literaten Bodo Hell aufgetreten. Man konnte ihn in der Szene Salzburg ebenso antreffen wie auf der Bühne des Jazzit, im Literaturhaus Salzburg wie bei den Rauriser Literaturtagen, beim Straßenkunst-Festival La strada in Graz und beim Jazzfestival Saalfelden sowieso.

„Fritz Moßhammer liebte Herausforderungen, war stets neugierig und offen, er konnte sich rasch auf Situationen einstellen und beeindruckte stets als Profi und durch seinen Humor“, heißt es in einem Nachruf vom Literaturhaus Salzburg. Der charismatische Musiker, der in der Nähe von Hallein lebte, ist am 2. Mai in Salzburg nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben.

Bilder: Literaturhaus Salzburg