Funken für La Scintilla
IM PORTRÄT / RICCARDO MINASI
07/01/22 Hoffentlich zieht niemand im Mozarteumorchester ein Schnoferl, wenn dessen Chefdirigent Riccardo Minasi sagt: „Keine andere Institution hat mir in all den Jahren mehr bedeutet als das Opernhaus Zürich.“ Minasi wird der erste Künstlerischen Leiter des Orchestra La Scintilla in Zürich.
Von Reinhard Kriechbaum
La Scintilla ist die Originalklang-Abteilung des Zürcher Opernorchesters. Mit diesem Ensemble der Philharmonia Zürich verbindet den italienischen Violinisten und Dirigenten seit 2015 eine intensive Zusammenarbeit. Gemeinsam haben sie bereits Mozarts Don Giovanni und Die Entführung aus dem Serail am Opernhaus Zürich sowie zahlreiche Konzertprogramme, das Album Mozart mit Juan Diego Flórez und eine CD mit Vivaldis und Verdis Vier Jahreszeiten erarbeitet. Auch in der bevorstehenden Uraufführung der Ballett-Produktion Monteverdi am 15. Januar wird Minasi dirigieren. Am Pult steht er in Zürich auch in der laufenden Saison für Rossinis Il turco in Italia und in zwei Konzerten, A night at the opera-pit sowie Johann Christian Bach.
Mit der Bestellung von Minasi knüpfe man an eine Tradition an, die seinerzeit von Nikolaus Harnoncourt begründet wurde, und aus der vor über zwanzig Jahren La Scintilla hervorgegangen ist, sagt Andreas Homoki, der Intendant des Opernhauses Zürich. La Scintilla sei, so Homoki, „das weltweit einzige Originalklang-Ensemble, deren Musikerinnen und Musiker gleichzeitig Mitglieder eines festen Opernorchesters sind“. Die neugeschaffene Position eines künstlerischen Leiters verstehe man als „sichtbares Zeichen seines Engagements für eine lebendige Auseinandersetzung mit historischer Aufführungspraxis“.
Er habe in Zürich „einige der wichtigsten Erfahrungen meines musikalischen Lebens gemacht“, sagt der 1978 in Rom geborene Riccardo Minasi. Er ist seit 2016 als Nachfolger von Ivor Bolton Chefdirigent des Mozarteumorchesters. Seit 2018 ist er Artist in Residence des Ensembles Resonanz an der Elbphilharmonie Hamburg – als solcher wurde sein Vertrag bis 2024 verlängert.
Minasi ist nicht nur als Dirigent umtriebig. Als Solist und Konzertmeister trat und tritt er mit Ensembles wie dem Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia, der Accademia Bizantina, Il Giardino Armonico und Le Concert des Nations auf. Er hat Aufnahmen mit Joyce DiDonato, Ann Hallenberg und Philippe Jaroussky eingespielt.
Der Ensemblename La Scintilla bedeutet übersetzt Funke. Das Funkenschlagen ist durchaus auch eine Eigenschaft von Riccardo Minasi. Da haben also die rechten Kapzunder zusammengefunden.
Bild: Opernhaus Zürich / Florian Kalotay