Glaube und Gute Werke

TOFDESFALL / SONJA SUTTER

02/06/17 Mit den „Guten Werken“ im „Jedermann“ hat Sonja Sutter 1961 die Festspielbühne in Salzburg betreten, als „Glaube“ hat sie den Domplatz 1989 verlassen. Die Burgschauspielerin ist in der vergangenen Nacht im Alter von 86 Jahren im Hilde-Wagener-Künstlerheim Baden gestorben.

Man muss schon weit zurückblättern in der Festspielchronik: 1967 spielte sie im „Sommernachtstraum“ die Helena, unter der Regie von Leopold Lindtberg. Jean Tinguely war 1972 der Ausstatter der Uraufführung von Dieter Fortes Bühnen-Eintagsfliege „Cenodoxus“, an der sie ebenfalls mitwirkte. Auch als feenhafte Amorosa in Nestroys „Lumpazivagabundus“ bezauberte sie das Publikum. 1983 rettete Sonja Sutter durch ihr Einspringen die Schauspielpremiere von „Torquato Tasso“, als Dieter Dorn binnen zwei Tagen einen Ersatz für die schwer verunglückte Gisela Stein suchen musste.

Im „Jedermann“ war sie all die Jahre eine Fixstarterin, und so hat sie es über die Jahre zu 185 Festspielauftritten gebracht. Als der ORF noch regelmäßig im Sommer hier Hörspiele aufzeichnete, war sie oft angefragt, und viele Sendungen „Du holde Kunst“ hat sie ebenfalls eingesprochen. Es war ja kein Zufall, dass eine Salzburger Zeitung, die auch längst Geschichte ist, nämlich das Demokratische Volksblatt, über sie schrieb: „Ihre Stimme ist wie Musik.“

Sonja Sutter wurde am 17. Jänner 1931 in Freiburg geboren. 1950 debütierte sie am Stadttheater Freiburg. Von 1951 bis 1955 trat sie vor allem im Film in Erscheinung,unter anderem in Slatan Dubows „Frauenschicksale“ 1951. Ihren großen Durchbruch hatte sie 1957 mit der DEFA-Produktion „Lissy“. Ab 1955 spielte sie dann am Bayerischen Staatsschauspiel München. Am Burgtheater debütierte sie 1959 als Helena in „Der trojanische Krieg findet nicht statt“ von Giraudoux. In 38 Jahren am Burgtheater spielte sie bis zu ihrer Pensionierung 1997 an die siebzig Rollen, gastierte aber auch an anderen Bühnen wie am Deutschen Schauspielhaus Hamburg oder am Zürcher Schauspiel.

Am Burgtheater arbeitete sie mit den Regisseuren Lindtberg, Giesing, Steinboeck, Klingenberg, Schenk, Zankl, Kleber, Tabori, Jensen, Peymann, Mantej, Berghaus und vielen anderen. Wichtige Rollen u.a. Lady Milford in „Kabale und Liebe“ von Schiller, Helena in Goethes „Faust“, Emma in Harold Pinters „Betrogen“, Gräfin Werdenfels in Wedekinds „Der Marquis von Keith“, Frau Tod in Taboris „Mein Kampf“, Armgard in Schillers „Wilhelm Tell“, Oberpriesterin Diana in Kleists „Penthesilea“. In den letzten Jahren am Burgtheater spielte sie die Rebecca Nurse in Millers „Hexenjagd“ in der Regie von Karin Henkel und Madame Knorr in Nestroys „Einen Jux will er sich machen“ in der Regie von Achim Benning.

Iihre letzten zehn Lebensjahre verbrachte Sonja Sutter im Hilde-Wagener Künstlerheim Baden. Ihr schriftlicher Nachlass befindet sich im Archiv der Akademietheater der Künste Berlin.

Bis ins hohe Alter verkörperte Sonja Sutter geradezu vollkommen den anspruchsvollen Wunsch Max Reinhardts: „Ich will schöne Menschen um mich haben und ich will schöne Stimmen um mich hören. Eine gepflegte Kunst der Sprache, wie es sie einmal am alten Burgtheater gab, nur nicht mit dem Pathos von damals, sondern mit dem Pathos von heute.“ (Burgtheater/PSF/dpk-krie)

Bild: Rathauskorrespondenz / media wien