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Vor der Linse, der Himalaya – dahinter Norman Dyhrenfurth

IM PORTRÄT / NORMAN DYHRENFURTH

12/05/17 Wäre es nicht gar so ein schräges Bild, müsste man sagen: Norman Dyhrenfurth, der dieser Tage 99 Jahre alt geworden ist, hat den Himalaya in die Wiege gelegt bekommen. Der Bergsteiger, Expeditionsleiter, Kameramann und Regisseur wurde nun mit dem Ehrenbecher der Stadt geehrt.

Beim Bergfilmfestival im Salzburger Filmkulturzentrum spricht man immer mit höchster Ehrfurcht von ihm und kann ihn regelmäßig begrüßen. Das setzt keine lange Anreise voraus, Norman Dyhrenfurth wohnt schließlich mit seiner Lebensgefährtin, der 15-fachen Österreichischen Golfmeisterin Maria Sernetz, seit Jahrzehnten in der Stadt Salzburg.

Wie also war das nun mit seiner innigen Beziehung zum Himalaya? Norman Dyhrenfurth wurde am 7. Mai 1918 auf Schloss Carlowitz bei Breslau als Sohn des Geologen und Himalaya-Expeditionsleiters Oskar Dyhrenfurth und der Bergsteigerin Hettie Dyhrenfurth geboren. Seine Mutter hielt nach der Besteigung des Sia Kangri mit 7.315 Metern zwanzig Jahre lang den Höhenrekord für Frauen. Also hoch hinauf – was sonst?

Viel beachtet wurde die von Norman Dyhrenfurth geleitete Mount-Everest-Expedition 1963 – eine Leistung, für die er und die Mitglieder seiner Mannschaft nach ihrer Rückkehr von Präsident John F. Kennedy die selten verliehene Hubbard-Medaille der National Geographic Society erhielten. Aber schon 1952 war Norman Dyhrenfurth Kameramann einer Schweizer Everest-Expedition gewesen. Der Achttausender war damals noch unbezwungen und auch diese Expedition erreichte ihr Gipfel-Ziel nicht. Aber die spektakulären Aufnahmen von Dyhrenfurth und wichtige Informationen gingen um die Welt. Ein Jahr später standen Edmund Hillary und Tenzing Norgay auf dem Gipfel.

Dyhrenfurths Vater hatte nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten seine Professur in Breslau niedergelegt und sich mit seiner Familie in der Schweiz niedergelassen. Hettie Dyhrenfurth wanderte 1937 in die USA aus, wohin ihr der damals 19-jährige Norman folgte. Norman, der mit seinem Vater vor seiner Abreise in die USA noch den Mont Blanc und andere Alpengipfel bestiegen hatte, arbeitete in Amerika als Skilehrer, Bergführer und Kameramann. Schon sein Vater hatte seine Himalaya-Expeditionen durch Filme finanziert und das Interesse seines Sohnes an diesem Metier geweckt.
Im Zweiten Weltkrieg nahm Norman Dyhrenfurth auf Seiten der amerikanischen Truppen am Kampf um die Aleuten teil. Nach dem Krieg wurde er Leiter einer Filmproduktionsgesellschaft und erhielt die Berufung als Lektor an die University of California in Los Angeles, wo er schließlich Leiter der UCLA Film School wurde. In dieser Position kam er mit vielen berühmten Regisseuren wie Alfred Hitchcock und Fred Zinnemann oder dem Schauspieler Clint Eastwood in Kontakt und produzierte über hundert Dokumentarfilme.
Über die Vermittlung seines Vaters wurde Dyhrenfurth Mitglied der zweiten Schweizer Mount-Everest-Expedition 1952. Nach der Rückkehr in die USA legte Norman Dyhrenfurth die Leitung der UCLA Film School nieder, um sich nur noch dem Himalaya zu widmen.
1955 leitete er eine internationale Himalaya-Expedition zum Lhotse. 1958 war er stellvertretender Leiter einer wissenschaftlichen Gruppe auf Suche nach dem „Yeti“. 1960 ging er als Kameramann mit einem Schweizer Bergsteigerteam zum Dhaulagiri.
1971 organisierte Dyhrenfurth eine weitere Expedition zum Mount Everest. Wie sein Vater, der im Namen des Völkerbundes Bergsteiger in den Himalaya geführt hatte, wollte er eine internationale Gruppe auf dem Everest versammeln. Dreißig Bergsteiger aus dreizehn verschiedenen Nationen nahmen daran teil, aber persönliche Eitelkeiten und nationaler Ehrgeiz sorgten für Eifersüchteleien und Streit. Aus der gemeinsamen Sache wurde damals nichts.

Bild: Stadt Salzburg / Johannes Killer

 

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