Aufständische Bauern und Bergknappen
HINTERGRUND / SALZBURG / BAUERNKRIEG
04/06/25 Vor fünfhundert Jahren wurde Salzburg vom Bauernkrieg erschüttert. Gemeinsam mit zahlreichen Partnern erinnert das Land Salzburg in einem umfänglichen Zwei-Jahres-Projekt an diese Episode der Landesgeschichte.
Der Salzburger Bauernkrieg von 1525 und 1526 war Teil des größeren Deutschen Bauernkriegs, der in Mitteleuropa tobte. Auslöser war die Unzufriedenheit vieler Bevölkerungsgruppen, darunter Bauern und Bergknappen, im Erzstift Salzburg, die unter der Herrschaft von Erzbischof Matthäus Lang von Wellenburg litten. Im Gegensatz zu Deutschland konnten die Bauern in Salzburg militärische Erfolge erzielen.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts erlebte Mitteleuropa eine Phase des Umbruchs mit klimatischen Veränderungen („kleine Eiszeit“) und wirtschaftlicher Krise. Dies mündete in Aufständen und kriegerischen Auseinandersetzungen. Besonders in den Jahren 1525 und 1526 kam es im deutschsprachigen Raum zu Belagerungen von Städten, blutigen Kämpfen gegen die Landesherren und schließlich zur Niederschlagung der Aufständischen.
In Salzburg war es 1525 weniger ein Aufstand der Bauern als vielmehr der Bergknappen und Bergbauunternehmer aus Gastein und Rauris, die das Kommando übernahmen. Wirtschaftliche Interessen und die aufkeimende Reformation spielten ineinander und befeuerten den Widerstand gegen den Fürsterzbischof.
Am 24. Mai 1525 versammelten sich Gasteiner Bergleute am Silberpfennig, schon am 27. Mai 1525 besetzten Bergleute die Burgen in Werfen und Golling und am 6. Juni erreichte der Aufstand die Residenzstadt Salzburg. Die Bürgerschaft öffnete die Stadttore. Für einige Monate kontrollierten die Aufständischen das Land Salzburg. Als sich Erzbischof Matthäus Lang von Wellenburg mit seinem Gefolge auf der Festung Hohensalzburg verschanzte, hatten sie für kurze Zeit die Befehlsgewalt inne.
Gilt schon der Sieg der Salzburger Aufständischen unter Michael Gruber in Schladming über eine kaiserliche Söldnertruppe unter der Führung Dietrichsteins als einzigartig, so konnte kein Bauernheer in Mitteleuropa sonst über einen Zeitraum von mehreren Monaten im Deutschen Bauernkrieg in einem gesamten Territorium die Staatsmacht ausüben.
Erst durch den Einsatz massiver Geldmittel und die militärische Unterstützung des Schwäbischen Bundes konnte der Erzbischof „gerettet“ werden. Ende August 1525 erfolgte der Waffenstillstand.
Der zweite Bauernaufstand 1526 begann in Saalfelden und weitete sich unter der Führung des Tirolers Michael Gaismair auf den ganzen Pinzgau und den Pongau aus. Die Aufständischen scheiterten, das Radstädter Blutgericht am 11. Juli 1526 steht für das Ende der zweiten Aufstandswelle. Die autoritäre Kontrolle gegen politischen Widerstand wurde verschärft. Harte gegenreformatorische Politik trieb in den folgenden Jahrhunderten mehr als 20.000 Menschen aus dem Land.
Den Aufstand maßgeblich getragen haben Bergknappen in Salzburg und Tirol. Sie durften Waffen tragen und waren militärisch ausgebildet. Deshalb wird im Montanmuseum Altböckstein zu diesem Thema exakt 500 Jahre danach eine neue Sonderausstellung geboten.
Unter Federführung des Landes Salzburg wurde in Zusammenarbeit mit der Geschichtswissenschaft der Paris Lodron Universität, Archiven, Landes- und Regionalmuseen, Kultur, Volkskultur, Gemeinden, Tourismus, Wirtschaft, Kunstschaffenden und weiteren Beteiligten ein umfassendes Programm zu dem Bauernkrieg erstellt. Der Auftakt erfolgt am 7. Juni in Bad Hofgastein. Museen in Bad Gastein, Leogang, Bramberg, Elsbethen, Kaprun, Altenmarkt, Saalfelden, Tamsweg, der Landeshauptstadt, Großgmain oder auch in Mauterndorf setzen sich mit dem Thema auseinander. Zusätzlich gibt es etwa auf den Burgen Hohensalzburg und Hohenwerfen Veranstaltungen für Jung und Alt. Ein Höhepunkt soll der Aufmarsch von Salzburger Schützen im August 2026 in Radstadt werden. Im Frühjahr 2026 wird auch ein Dokumentarfilm zum Thema präsentiert.
Bei einem Pressegespräch auf der Festung Hohensalzburg wurden die Eckpunkte des Landesprojekts präsentiert, mit dem eine Brücke in die Gegenwart geschlagen werden soll. Landeshauptmann Wilfried Haslauer: „Damals war eine Zeit einer Transformation im riesigen Ausmaß und in einer solchen sind wir, auf andere Art und Weise, auch heute. Erzählerisch wollen wir bis Anfang 2027 in einem Zwei-Jahres-Bogen unsere Geschichte zugänglich machen und einladen, in dieser Zeit auch die historischen Stätten zu betreten.“
Für Martin Knoll, Dekan der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät an der Universität Salzburg, steht fest: „Über das vielschichtige Ringen zwischen dem geistlichen Landesherrn, bäuerlicher Bevölkerung, Bergleuten, Städtern und Adel um eine gerechte Verteilung von Privilegien und Lasten lässt sich keine einfache Geschichte schreiben.“ Daher hätten sich Wissenschafter der Universität Salzburg mehrerer regionaler Archive unter der Projektleiterin Doris Fuschlberger zusammengetan, um „einerseits die Ergebnisse von rund 150 Jahren Forschung zum Salzburger Bauernkrieg auszuwerten und andererseits den Forschungsstand durch zusätzliche Quellenfunde, neue Fragen und die Anwendung innovativer Methoden weiterzuentwickeln“.
Bereits seit März läuft im Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg eine Ringvorlesung zum Thema Aufstand. Der „Bauernkrieg“ in Salzburg 1525/26
Das Land Salzburg hat für Kunstprojekte in Regionalmuseen den Wettbewerb Simultan ausgeschrieben
Bilder:dpk-krie (1); Salzburg Museum (2); Montanmuseum Altböckstein/verdandi (1)
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