Kein Eintopf für die Vielfalt

MONAT DER VIELFALT

12/01/24 Religion ist nicht selten Grund für Streit und sehr viel Schlimmeres. Kennenlernen könnte helfen. Unter dem Motto Vielfalt der Religionen führen im Monat der Vielfalt Spaziergänge zur Rumänisch-orthodoxen Kirche und ins Islamische Kulturzentrum, zur Serbisch-Orthodoxen Kirche und zu den Frei-Aleviten.

Von Heidemarie Klabacher

Seit zehn Jahren feiert die Stadt Salzburg einen Monat lang die Vielfalt mit einem vielfältigen – und kostenlosen – Programm für alle Altersgruppen. „Es soll klar werden, wie viel Potenzial in der Vielfalt liegt. Wir wollen das Gemeinsame über das Trennende stellen.“

Wirklichkeit holt Filmkunst ein? Politik die Satire? Dem in seiner Jugend in Bosnien erfolgreichen, im Jugoslawienkrieg geflüchteten Schriftsteller Faruk Šego droht die Ausweisung, es sei denn, er weist einen wichtigen Beitrag zur österreichischen Kultur nach... So der Plot zum Film Bosnischer Topf. Ausweisung un-erwünschter Personen als (künftiges) politisches Programm ist als Thema brandaktueller und bedrohlicher, als das Team Vielfalt sich bei der Planung vermutlich hat träumen lassen.

Im Monat der Vielfalt zu Gast im Filmkulturzentrum Das Kino ist der Regisseur Pavo Marinkovic. Sein Film Bosnischer Topf ist „trotzdem“ kein Kriegs-Trauma-Drama! „Mit einem Budget von nur 930.000 Euro hat Filmkoch Marinković eine vorzüglich ausbalancierte Diaspora-Tragikomödie serviert, deren Schmähs auf Bosnisch ebenso wunderbar trocken schmecken wie auf Steirisch“, schrieb Marian Wilhelm erst am 8. November im Standard. Beim Fest der Vielfalt wird Bosnischer Topf in deutsch-kroatischer Originalfassung mit deutschen Untertiteln serviert.

Apropos: Zum Weltsprachenfest lädt die Stadtbibliothek. Und unter dem netten, aber ein wenig irreführenden Titel Oma schreibt in Geheimschrift lädt das Stadtarchiv dazu ein, „mit privaten Schriftstücken ins Haus der Stadtgeschichte kommen, um sich Texte ins Standarddeutsch übersetzen zu lassen“. Es werden wohl eher die Liebesbriefe der Ur-Großeltern sein, die tatsächlich noch in Kurrent geschrieben wurden. Alte Schriften und damit alte Dokumente lesen lernen, kann tatsächlich den Horizont erweiteren – genau wie ein seltener Blick vom Glockenspielturm übe die Altstadt.

„Letztes Jahr waren die Termine allesamt ausgebucht, das hoffen wir für heuer auch“, so Sozialstadträtin Andrea Brandner. Im Mittelpunkt der Veranstaltungen und Aktionen stehen heuer „Frauen, Menschen mit Behinderungen, Jugendliche, ältere Menschen und Migrantinnen“. Geplant sind „Lesungen, Workshops, Kabarettabende und viele mehr, bei denen diskutiert, gefeiert und gelacht wird“. Den Abschluss bildet – heuer am 23. Februar auf der Tribühne Lehen – das Fest der Vielfalt.

„Brandaktuell sind unsere Workshops zum Thema Umgang mit Extremismus im Nahost-Konflikt“, so Eva Spießberger, die Leiterin des Team Vielfalt, bei der Pressepräsentation. Neu im Programm sind die Führungen rund um das neue Tastmodell der Stadt Salzburg. „Ein Pflicht Termin für alle, die schon immer mal singen wollten und sich nie getraut haben, ist der Vielfalts-Chor-Abend mit Richard Griesfelder.“ Zwei Konzerte im Marmorsaal bringen einmal Pop mit Hanna Kristall und einmal Klassik mit dem Female Symphonic Orchestra Austria FSOA. Als einziger Termin nicht kostenlos ist der Frauenkabarett-Abend von Die Kabarett im Kleinen Theater. Für die drei Workshops Umgang mit Extremismus im Nahost-Konflikt mit dem Experten Nedžad Moćevic ist, bei begrenzter Teilnehmerzahl, Anmeldung erforderlich.

www.stadt-salzburg.at
Bilder: Stadt Salzburg / Rocio Escabosa; abc-films (1)