Virtuell stolpern

STOLPERSTEINE / DIGITALER STADTPLAN

04/11/22 Im Jahr 2007 wurde das Personenkomitee „Stolpersteine Salzburg“ gegründet. Seither hat die private Initiative zusammen mit dem deutschen Künstler Gunter Demnig und Unterstützung der Stadt Salzburg 493 Stolpersteine verlegt. Diese verzeichnet nun ein digitaler Stadtplan.

Inzwischen sollte ja jeder mal über einen „gestolpert“ sein. Die Betonsteine mit ihrer jeweils individuell beschrifteten Messingplatte auf der Oberseite sind natürlich gut im Boden versenkt. Das Stolpern ist mehr eine Geste des sich Darüber- und damit des Ver-Beugens. Jeder Stolperstein erinnert an das individuelle Schicksal eines Nazi-Opfers. „Verlegt werden die Gedenksteine im Boden vor dem letzten freiwillig gewählten Wohnort.“

Und diese Orte lassen sich ab sofort im digitalen Stadtplan der Stadt Salzburg auffinden, meldet die Stadt Salzburg. Dazu wurde im Bereich „Wissen“ der Online-Stadtkarte die neue Suchoption „Stolperstein“ erstellt, die per Klick sämtliche Gedenksteine im Stadtgebiet sichtbar macht.

Adresse, Name und Lebensdaten der Opfer lassen sich direkt abfragen, weiterführende Informationen zum jeweiligen Schicksal, soweit sie von Historikerinnen der Initiative Stolpersteine recherchiert werden konnten, sind über einen integrierten Link erreichbar.

Ein willkürlicher Klick auf einen der Stolpersteine auf der digitalen Stadtkarte führt zu Katharina Gröbner, geboren am 23. April 1892 in Hallwang. „Katharina Gröbner befand sich unter den 115 Pfleglingen, die am 21. April 1941 von Schernberg nach Hartheim deportiert und dort ermordet wurden. Ihr Tod ist wie bei allen Opfern der nationalsozialistischen Geheimaktion T4 in der Polizeimeldekartei der Stadt Salzburg nicht vermerkt. Katharinas Sohn Leopold, von Beruf Maurer, der weiterhin im Haus Grazer Bundesstraße 14 wohnte, starb 1978 in Salzburg. Bekannt ist außerdem, dass Katharinas jüngerer Bruder Simon Gröbner von 1933 bis 1945 im kommunistischen Widerstand und im jugoslawischen Partisanenkampf aktiv war. Er starb 51-jährig am 30. März 1946 in Salzburg-Gnigl.

Vorbildcharakter habe das Salzburger Projekt, so die Initatoren, auch auf internationalem Niveau, aufgrund der Tatsache, „dass es konsequent alle Opfergruppen berücksichtigt – seien es Juden, Roma und Sinti, politisch Verfolgte, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Euthanasieopfer oder Kriegsdienstverweigerer“. Letztere wurde mit dem am 1. Dezember 2009 in Kraft getretenen Aufhebungs- und Rehabilitationsgesetz des österreichischen Nationalrates gesetzlich rehabilitiert. (InfoZ / dpk)

Zur Online-Stadtkarte mit den Stolopersteinen maps.stadt-salzburg.at – hier der Stolperstein von Katharina Gröbner – www.stolpersteine-salzburg.at
Bilder: Stadt Salzburg / Gert Kerschbaumer (1)