Gegen eine Schmalspur-Lösung am Un-Ort

PROBENHAUS HANNAK-GRÜNDE / REAKTIONEN

18/02/21 Landet die freie Kulturszene, die dringend nach Probenräumen sucht, in der Gewerbe-Pampa Salzburgs, im kulturellen Niemandsland jenseits des Bahndamms im Stadtteil Sam? Einige Reaktionen auf die gerade wieder aufgeflammte Diskussion.

Von Reinhard Kriechbaum

„2014 hatten wir bei einem Pressegespräch im Salzburger Heckentheater zum ersten Mal auf den dringenden Bedarf an Probenräumen für die freie Szene hingewiesen und das Projekt „Rauchmühle“ erstmals in die öffentliche Diskussion gebracht.“ Daran erinnert Reinhold Tritscher, Leiter des Theater ecce, in einer Notiz auf Facebook. „Mittlerweile haben das Landestheater und das Schauspielhaus ein Probenhaus, das Festspielhaus und das Heckentheater werden saniert, und, und, und... Ich begrüße diese Schritte übrigens sehr!“

Für viele (nicht nur in der freien Theaterszene) schaut es düster aus, und da hilft die Aussicht, in drei (!) Jahren ein Probenhaus auf den Hannak-Gründen zu bekommen, nur wenig. Reinhold Tritscher plaudert aus der Schule: „Wir suchen ab spätestens Mai einen Probenraum mit sechs Metern Höhe und Möglichkeiten, Akrobatikequipment aufzuhängen. Kleinere Probenräume suchen wir sowieso ständig!“ Das Kulturleitbild werde nicht umgesetzt, eine klare Parteienvereinbarung sei vom Tisch gewischt worden.

„Ich bin dieser Diskussion müde“, bekräftigt Tritscher, der sich wie wenige andere über Jahre eingesetzt hatte für die Kultur-Option in der ehemaligen Rauchmühle. „Jetzt möchte ich nur irgendwo meine Arbeit machen können.“ Reinhold Tritscher hätte das auch eine Idee: „Wenn man wirklich ins Zentrum der Stadt und zu den Menschen wollte – das ehemalige Barockmuseum steht zum Beispiel noch leer... und ja, das klingt frustriert!“

Die Performancekünsterin Susanne Lipinski (kollektiv Kollinski) äußert ihren Unmut ebenfalls via Facebook. „Ganz ehrlich: Uns ermüdet dieses Hickhack um die Salzburger Probenräume – denn wenn die mal wo auch immer bezugsfertig sind, sind unsere Kinder groß und wir können abwandern.“ Auch sie weist auf Reibungsverluste durch chronischen Raummangel hin: „Wir wollen einfach nur proben, arbeiten, jetzt und ohne neun Mal während einer Produktion umziehen zu müssen.“

Markus Grüner-Musil, Kultursprecher der Bürgerliste, geht mit dem in der Stadt für die Kultur zuständigen Politiker, Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ), streng ins Gericht: „Hinter verschlossenen Türen Konzepte zu entwickeln und diese auch gleich mit der ÖVP zu beschließen, widerspricht allen Prinzipien, die wir bei der Rauchmühle verfolgt haben. Wir brauchen wieder einen offenen Diskussionsprozess.“ Man müsse die beteiligten Kulturinitiativen in die Planungen einbinden, verlangt der Gemeinderat. „Eine Mini-Lösung in einem Gewerbegebiet lehne ich ab. Wir erwarten, dass der Wert von kultureller Arbeit für die Entwicklung von einzelnen Stadtteilen genutzt wird. Die kulturelle Aufwertung von Stadtteilen ist für die Bewohner*innen dringend notwendig und auch der Ressortchef hat dies im Wahlkampf noch vollmundig versprochen“, so Grüner-Musil.

Bilder: dpk-krie (1); Kollektiv Kollinski (1)
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