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Eine Denkfabrik und Neugierige aus China

HINTERGRUND / MINI-SALZBURG

26/06/19 Alle zwei Jahre geht es hitzig her – dort, wo sonst eher kühle Temperaturen herrschen: Heute Mittwoch (26.6.) öffnet Mini-Salzburg in der Eisarena im Volksgarten wieder seine Tore, für drei Wochen bis 13. Juli. Könnten junge Leute in der heuer erstmals eingerichteten Denkfabrik auf die Idee kommen, Spin-Doktoren zu werden, wenn sie mal groß sind?

Für die Denkfabrik braucht man keine Arbeitskarte vorzuweisen, ohne die in Mini-Salzburg sonst gar nichts geht. „Nicht Geld, sondern das eigene Talent wird zum Zahlungsmittel“, ist die Idee der Kinderstadt-Initiatoren. „Man zahlt zum Beispiel mit einem Gedicht oder tauscht eine Geschichte gegen eine andere Leistung.“

In der Kinderstadt geht es seit je her darum, die jungen Leute im weitesten Sinn fürs Gemeinwesen zu interessieren, ihre Beteiligung herauszufordern und sie so ein wenig näher ans „echte“ Leben (das im optimalen Fall ein politisch bewusstes Leben ist) heranzuführen. Der Weg ist ein spielerischer. „Die Kinderstadt ist ein super Treffpunkt, weil man dort viel Spaß hat und nicht allein zu Hause sitzt“, so die zwölfjährige Christin. Und Marcha, elf Jahre alt, schwärmt: „Man kann tagelang in eine andere Welt eintauchen.“

Jedenfalls setzen sich die Kinder hier mit Themen auseinander, die sie in anderen Zusammenhängen oft als abstrakt oder für sie uninteressant bezeichnen. Es gibt Wahlen in der Kinderstadt, und die Minis zweigen sich da alles andere als politikverdrossen, sondern bringen immer auch für Erwachsene überraschende Ideen ein: „Lernerfahrungen werden hier mit Erlebnissen und Gefühlen verknüpft: sich für eine Sache einsetzen, die eigene Meinung artikulieren, begründen und vertreten, sich informieren, urteilen, entscheiden, aktiv werden. Auch das ist Ermutigung zur Demokratie und schafft viele Möglichkeiten der Mitbeteiligung.“ So die Erfahrung beim Verein Spektrum, der diesen Mega-Event für Kinder und Jugendliche alle zwei Jahre ausrichtet.

Von Beginn an habe Mini-Salzburg versucht, auf ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit Rücksicht zu nehmen. „Mülltrennung, Fahrradbotendienste, saisonale Produkte, regionale Partner, Energieeffizienz - und Leitungswasser als beliebtestes Getränk“. Das Projekt ist heuer erstmals als Green Event des Landes Salzburg ausgezeichnet worden, freut man sich bei Spektrum. Abfall wird so weit wie möglich vermieden, jedenfalls aber von den Kindern vor Ort getrennt. Auch Energieeffizienz wird in allen Spielstationen zum Thema gemacht.

„Kreativ und spielerisch tauchen Kinder in der kleinen Stadt in das Leben der Erwachsenen ein, als Mechanikerin oder Arzt, Regierungsmitglied oder Studierende“ sagt die für Jugend zuständige Landesrätin Andrea Klambauer. „Durch spielerisches Lernen erhalten sie damit einen Einblick in verschiedene Bereiche der Arbeitswelt, sehen diese auch ganz anders.“

Spannend wird, was aus den 200 angelieferten Industrie-Paletten entsteht - sie sollen im Freigelände zum Planen, Gestalten und Bauen animieren. Das handwerkliche Tun, das in unserer digitalisierten Gesellschaft nicht immer selbstverständlich ist, wird gemeinsam mit Partnern aus dem MINT-Bereich, gefördert.

Die Zahlen der letzten Kinderstadt sind beeindruckend: Im Jahr 2017 haben 7.000 Kinder und Jugendliche mitgespielt, 15.000 Tageseintrittsbänder wurden ausgegeben. Durchschnittlich gab es 1.200 Besucher pro Tag. Keine geringe Herausforderung für den verein Spektrum, der Mini-Salzburg organisiert.

Mini-Salzburg wird auch aus anderen Ländern beobachtet, schon in früheren Jahren waren nicht nur Pädagogen und Jugend-Arbeiter, sondern auch Kinder zu Gast. Der Partner Mini-München stellt auch heuer wieder einen Teil der Kulissen von Mini-Salzburg zur Verfügung. Von 11. bis 13. Juli besuchen Vertreter von Hangzhou die Spielstadt. Die Abordnung der knapp 10 Millionden Einwohner zählenden Hauptstadt der chinesischen Provinz Zhejiang interessiert sich vor allem für die spielerische Vermittlung von Bildung und die partizipativen Gedanken, die hinter Mini-Salzburg stehen.

Mini-Salzburg hat von 26. Juni bis 13. Juli geöffnet, jeweils Dienstag bis Samstag von 11 bis 18 Uhr –minisalzburg.spektrum.at
Bilder: Verein Spektrum

 

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