Sehnsucht habe ich nach Euch und den Bergen

STADT SALZBURG / ROSA HOFMANN MEMORIAL

13/12/18 Viele Frauen wurden von den Nazis ermordet. Auch in Salzburg. Anlässlich des Gedenkjahres 2018 hat die Stadt Salzburg einen Wettbewerb zur künstlerischen Erweiterung des Rosa Hofmann Gedenksteins im Stölzlpark ausgeschrieben: Erinnert werden soll an weitere Salzburgerinnen, die - wie Rosa Hofmann - wegen ihres Widerstandes von den Nationalsozialisten ermordet wurden.

Von Heidemarie Klabacher

Im Kulturausschuss der Stadt Salzburg wurde heute Donnerstag (13.12.) einstimmig die Umsetzung des erweiterten Rosa Hofmann-Memorials durch die Künstlerin Iris Andraschek beschlossen.

Er war das erste Mahnmal, das in der Stadt Salzburg für ein Opfer des Nazi-Regimes errichtet wurde: der Gedenkstein für die Kommunistin Rosa Hofmann, die im Alter von knapp 24 Jahren am 9. März 1943 im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee hingerichtet worden war. Im Mai 1947 enthüllte der damalige SPÖ-Landesparteiobmann und LH-Stellvertreter Franz Peyerl den Gedenkstein im Stölzlpark im Stadtteil Maxglan, wo Rosa Hofmann aufgewachsen ist. Vom ursprünglichen Standort im Bereich des Kindergartens wurde der Erinnerungsstein auf Initiative des KZ-Verbandes 2015 in den öffentlichen Bereich des Parks umgesiedelt.

In der Ausschreibung zur Erweiterung des Gedenksteins war gefordert, die Namen und Sterbedaten der weiblichen Opfer und eine Würdigung ihres Widerstandes anzuführen, sowie den Gedenkstein selbst als zeithistorisches Objekt einzubinden. Eine Jury, besetzt durch Kunstbeirat und Initiatorinnen des KZ-Verbandes wählte im November den Entwurf von Iris Andraschek aus.

„Frauen spielten eine besondere Rolle im Widerstand“, heißt es in der aktuellen Aussendung der Stadt Salzburg: „Sie beteiligten sich nicht nur unmittelbar an antifaschistischen Aktionen sondern organisierten darüber hinaus auch noch den gesamten häuslichen Rückzugsraum, umsorgten die Kinder und kümmerten sich um das nötige Einkommen und gegenseitige Unterstützung, vor allem wenn Partner und Ehemänner in den Krieg geschickt oder ins Gefängnis geworfen wurden.“

Das Beispiel von sieben weiteren Salzburger Frauen aus dem kommunistischen Widerstand zeige auch, dass diese von den Nationalsozialisten dafür nur noch rücksichtsloser verfolgt worden waren: „Sie wurden im Rahmen der Zerschlagung der Salzburger Widerstandszellen gänzlich ohne Anklage und Verurteilung, inhaftiert, deportiert und in Auschwitz ermordet.“ Im Zuge der Wettbewerbsausschreibung haben Expertinnen und Experten des Stadtarchivs und des KZ-Verbandes die Biografien von insgesamt 17 weiteren Frauen in Salzburg recherchiert, die wegen Widerstands gegen das Regime von den Nazis ermordet wurden:
Rosa Hofmann, 1919–1943 Strafgefängnis Berlin-Plötzensee; Rosa Bermoser, 1900–1942 KZ Auschwitz; Maria Bumberger, 1901–1942 KZ Auschwitz; Margarethe Etlinger, 1888–1942 KZ Ravensbrück; Therese Flachberger, 1911–1945 Gefängnis Aichach; Anna Frauneder, 1908–1942 KZ Auschwitz; Maria Haslauer, 1899–1942 KZ Auschwitz; Olga Hekajllo, 1892–1944 KZ Ravensbrück; Marianne Innerberger, 1901–1942 KZ Auschwitz; Susanne Legerer, 1919–1941 KZ Ravensbrück; Josefine Lindorfer, 1899–1942 KZ Auschwitz; Katharina Pfriemer, 1902–1944 KZ Ravensbrück; Anna Prähauser, 1902–1942 KZ Auschwitz; Anna Reindl, 1903–1942 KZ Auschwitz; Margarethe Schallmoser, 1923–1944 KZ Ravensbrück; Josefine Schneider, 1906–1942 Tötungsanstalt Bernburg an der Saale; Notburga Tiefgraber, 1885–1944 KZ Ravensbrück; Anna Wegscheider, 1904–1942 Tötungsanstalt Bernburg an der Saale.

Ihre Namen und Lebensdaten werden nach dem Entwurf von Iris Andraschek auf eine gewölbte Leinwand aus armiertem Kunststein graviert, die zugleich - wie eine Bühneninstallation – eine neue Position und fokussierenden Hintergrund für den Rosa Hofmann Gedenkstein bildet. Auf der Rückseite des Objekts wird ein Zitat von Rosa Hofmann stehen: „Sehnsucht habe ich nach Euch und den Bergen“. Dies solle die gedankliche Verbindung zum (historischen) Sockel des Gedenksteins mit stilisierter Gebirgsrose herstellen.

Als Schrift wählte die Künstlerin die Schriftart „Friedländer“, entworfen von der Kalligraphie-Künstlerin Elizabeth Friedländer in den Jahren 1933/34: Als Jüdin musste Friedländer 1936 emigrieren, ihre Schrift sei gegossen (in Blei für den Bleisatze), jedoch auf Druck der Nationalsozialisten in „Elisabeth“ umbenannt worden. Ein Aspekt am künftigen Denkmal, der schon jetzt allen, die im weitesten Sinne mit Schrift zu tun haben - also auch den Journalisten - als eine besonders subtile Form der Erinnerung auffällt.

Ergänzend zum Memorial plant Iris Andraschek die Gestaltung einer künstlerischen Postkartenedition, die jeder der 18 Frauen eine eigene Karte mit kurzen biografischen Informationen widmet. Die Kulturabteilung wird eine Erläuterungstafel beim Memorial anbringen, die auf eine Internetseite mit weiterführenden Informationen verweist. Die Gesamtkosten für das Memorial mit einer Breite von drei Metern und einer Höhe von 2,1 Metern betragen inklusive Honorar 70.000 Euro. Am 27. Mai 2019, dem Geburtstag von Rosa Hofmann, soll es der Öffentlichkeit übergeben werden.

Bilder: Diese Bilder sind von der Website des Projekts Stolpersteine aus dem umfassenden Beitrag zu Rosa Hofman: www.stolpersteine-salzburg.at / Gert Kerschbaumer / DÖW