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Mehr oder weniger Vordringliches

KOMMENTAR

rkVon Reinhard Kriechbaum

12/07/13 Ob die erste Ferienwoche der rechte Termin ist, bleibe dahingestellt: Leicht könnte man an eine Loch-Ness-Geschichte denken – die Themen haben freilich einen zu ernsten Hintergrund: Ist schon genug getan zur Erinnerung an Stefan Zweig? Wie geht Salzburg überhaupt um mit seiner „braunen“ Vergangenheit mitsamt Bücherverbrennung?

Die „Initiative Freies Wort“ hat sich also der Sache angenommen, einen Forderungskatalog erstellt und noch rasch, bevor sich alle in den Urlaub vertschüssen, an Stadt und Land übermittelt. Sehr unterschiedliche Dinge werden da angesprochen, von der Erinnerung an die Bücherverbrennung über die Möglichkeit einer Umbenennung von Platzl oder Staatsbrücke (um an Stefan Zweig zu erinnern) bis zur eher symbolischen Dotierung eines Wissenschaftspreises zur Erforschung der Kulturgeschichte des Judentums.

Der Reihe nach: Die Sache mit der Bücherverbrennung ist nach wie vor vielen am Ort unangenehm, und je unauffälliger die Sache abzuhaken ist, desto lieber wäre es ihnen. Ein auch nur annähernd adäquates Gedenk-Signal fehlt jedenfalls nach wie vor, da muss man jedes Wort im offenen Brief der „Initiative Freies Wort“ unterstreichen. Ja, wäre der Residenzplatz vor ein paar Jahren ordentlich zugepflastert worden! Das wollte man ja tun, auf dass der Mammon rolle (man hätte einen technisch infrastrukturierten „Unterbau“ für Marktstände und dergleichen gemacht) – und bei der Gelegenheit wäre es vielleicht sogar denkbar gewesen, einen fix und fertig geplanten und prämiierten Entwurf für ein Gedenkmal (eine Licht-Skulptur) umzusetzen. Im Sand geht leider nichts. Damit putzte man sich aufatmend ab, und seither ist Funkstille. Ein würdiges und auffallendes (!) Erinnerungs-Mal zu errichten, wäre hoch an der Zeit.

Ein wenig anders ist es mit dem Wunsch nach einer Platz- oder Brückenumbenennung in Sachen Stefan Zweig. Es gibt einen Stefan-Zweig-Weg und ein Denkmal vor dem Kapuzinerkloster (wichtig, weil man die Villa, in der der Schriftsteller einst wohnte, ja doch hinter Bäumen und Hecken verschwindet). Und nicht zu vergessen aufs sehr aktive Stefan-Zweig-Centre auf dem Stadtberg gegenüber. Es geschieht viel im namen Stefan Zweigs, es fielen einem also durchaus vordringlichere Namen ein, derer es am Ort nachhaltig zu gedenken gälte. Eine Thomas-Bernhard-Brücke hätte entschieden mehr literarische Relevanz als eine Zweig-Brücke. Trakl hat ja schon seinen Steg.

Und die Sache mit dem Wissenschaftspreis? Stimmt, die 4.500 Euro, die man dafür alle drei Jahre springen lässt, sind alles andere als großzügig. Notig, sagt man auf gut Deutsch. 30.000 Euro schienen der „Initiative Freies Wort“ dafür angebracht, das wäre wiederum ziemlich fürstlich. Ein Neu-Durchdenken von Wertigkeiten bei solchen Preisen und Förderungen wäre sowieso hoch an der Zeit und sollte von Lobbyismus in welche Richtung auch immer losgelöst sein. Zwischen dem sagenhaft überproportionierten „Musikpreis Salzburg“ und dem nur symbolischen, gänzlich undotierten Architekturpreis des Landes gäbe es ein weites Betätigungsfeld für die Politik. Das stünde so sogar im Arbeitspapier der Landesregierung. Also bitte einfach angehen!

Zum Wortlaut {ln:Gedenken, erinnern, fördern}

 

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