Mit Speck fängt man Mäuse

KOMMENTAR

altVon Heidemarie Klabacher

19/02/13 5247 Konzertabonnenten zählt die Kulturvereinigung, das sind um 94 Leute mehr als in der Saison 2011/12 und entspricht einem Zuwachs von zwei Prozent. Das klingt nach nicht viel – und ist dennoch ein Erfolg.

Die Konzertbesucher sind längst nicht mehr so selbstverständlich bereit, sich eine Saison lang zu binden. Für die Trendumkehr bei der Kulturvereinigung – auch wenn diese sich noch beschleunigen ließe – sorgte vor allem ein vielfältiges Angebot: Wahl-Abos für vier oder acht aus 24 Konzerten, Schnupper-Abos für drei aus zwölf Konzerten, „Das Kleine Abo“, das Abonnement „4+4“ oder gar das „Salzburg-Abo 3+3“ wirken der „Bindungsangst“ erfolgreich entgegen.

46.000 Besucherinnen und Besucher hörten in der Saison 2012/13 die Abo-Konzerte der Kulturvereinigung im Großen Festspielhaus und sorgten für eine Gesamtauslastung von 95 Prozent. Sechs der insgesamt 24 Konzerte waren zu hundert Prozent ausverkauft.

Die Kulturvereinigung, die seit 2009 von Elisabeth Fuchs als Künstlerischer und von Josefa Hüttenbrenner als Kaufmännischer Geschäftsführerin geleitet wird, reagiert perfekt. An den Strukturen wird nicht gekratzt: Die drei großen Abonnement-Zyklen „Die große Symphonie“, „Musik der Meister und „Welt der Musik“ hat es quasi „immer schon“ gegeben und soll es auch „immer“ geben.

Dennoch ist vieles anders geworden. Statt zwei oder drei verschiedenen Orchestern pro „Dreiergruppe“ kommt neuerdings jeweils ein Orchester und spielt für die Abonnenten aller drei Zyklen. Das ist wirtschaftlich sinnvoll. Die Programme sind in den drei Konzerten gelegentlich identisch: Erst jüngst stand dreimal das Verdi-Requiem auf dem Programm. Bei Gastspielen der Wiener Symphoniker hätten sich ihre Abonnenten heftig beschwert, wenn ein Zyklus die Symphoniker NICHT im Plan hatte. Konsequenz von Elisabeth Fuchs: In der neuen Spielzeit kommen die Wiener Symphoniker drei mal – mit dem gleichen Programm „J. Strauß meets Gershwin“. Die Matthäus-Passion und das Programm „Aus der neuen Welt“ werden ebenfalls dreimal gespielt. Das ist nicht einfallslos, das ist klug.

Tatsächlich setzt Elisabeth Fuchs mit dem dritten der jeweils drei aufeinander folgenden Abo-Konzerte am Freitag oft auch einen bewussten Kontrast. Einzelne Programme der Saison 2013/14 sind dafür exemplarisch: So spielt die Königliche Philharmonie Flandern unter Edo de Waart zweimal das Tschaikowski-Klavierkonzert und einmal ein Beethoven-Konzert. „Chopin und Brasilianische Musik“ heißt es am 15. und am 16. Oktober, „Chopin und Mahler“ am 17. Oktober.

Dass Elisabeth Fuchs die neue Saison nicht mit Beethoven, Brahms oder Bruckner, sondern mit Edith Piaf eröffnet, mag ältere Herrschaften irritieren. Aber ist es nicht ein kluger Schachzug, mit leichterer Muse (quasi als Speck in der Falle) neue Menschen ins Konzert zu holen? Genau das ist es ja, was alle Veranstalter, Kunst- und Kulturvermittler oft mühsam anstreben. Lisi Fuchs macht das mit „leichter Hand“.

Zum Vorbericht WOW sagen, soll das Publikum