Das große Mozartgeburtstagszähneklappern
GLOSSE
Von Reinhard Kriechbaum
18/01/13 Feste gehören beim Schopf gepackt. Oder halt meinetwegen bei der Mozart-Locke. Daran mangelt es ja nicht, wenn man sich das neueste – kürzlich als absolut authentisch vorgestellte – Mozart-Bild auf einer Tabakdose so ansieht.
Also auf zum Abfeiern, schließlich steht bald, am 27. Jänner wie jeder Salzburger Volksschüler lernt, Mozarts Geburtstag an! Es wird diesmal der 257. sein. Also einer, der nach landläufiger Meinung ziemlich unrund daher holpert. Aber so denken nur die weniger für Zahlensymbolik Talentierten. Zwei und fünf ergibt sieben, es gibt also guten Grund, den 257. Geburtstag für ziemlich gewichtig zu nehmen. Die Sieben ist mindestens so symbolträchtig wie der Dreizehner. Man denke an die sieben Arme des jüdischen Leuchters, die sieben Weltwunder, die sieben Zwerge… Und im Mozart-Geburtstag steckt die Zahl heuer gleich zwei Mal drin! Geteilt durch sieben ergibt sich 36,714285 – und da ist die letzte Ziffer gar noch gerundet. Darüber, wie wir dieses bedeutungsschwangere Ergebnis mit der von Wikipedia mitgeteilten Formel
zur ultimativen Mozart-Mythenpracht aufmotzen, müssen wir noch ein wenig grübeln. Wir fühlen uns, ganz ehrlich gesagt, überfordert. Die Mozart-Forscher sind es auch, fürchten wir. In diese Richtung ist jedenfalls noch kein Ergebnis laut geworden.
Aber jetzt erst einmal das, was sich mathematisch schlichte, aber dafür g’schaftige Gemüter für Mozarts Zweihundertsiebenundfünfziger ausgedacht haben: Erstmals wird es eine öffentliche Feierstunde geben. Das ist hoch an der Zeit, weil bisher haben sich an Mozarts Jubelfest immer bloß die Mozartianer aller Herren Länder getroffen und die besonders Verdienten unter ihnen wurden mit Medaillen behängt.
Jetzt also endlich ein Mozart-Geburtstagsfest wirklich für alle, am 27. Jänner um 17 Uhr vor Mozarts Geburtshaus. Ja, recht gelesen: davor, nicht darin. „Johannes Honsig-Erleburg, Präsident der Stiftung Mozarteum Salzburg, und Matthias Schulz, Geschäftsführer und Künstlerischer Leiter, freuen sich sehr über diese Öffnung und darüber, dass dieser besondere Tag gemeinsam mit der Salzburger Bevölkerung und den Internationalen Gästen begangen wird“, teilt die Stiftung mit. Hoffentlich holen sie sich keine kalten Füße, weder die Salzbürger noch ihre internationalen Gäste und auch nicht die Festredner selbst. Ohne solche geht es ja nicht ab. Zu den beiden Stiftungs-Herren gesellen sich sogar der Bürgermeister und die Landeshauptfrau.
Die Meteorologen sind noch nicht ganz so weit mit ihrer Vorhersage, wir wissen also noch nicht, ob die Lippen der fünf Blechbläser vom Mozarteumorchester an den Mundstücken anfrieren werden und der Salzburger Bachchor recht zähneklappern wird müssen. Ein Trost: Tagsüber haben jene freien Eintritt in Mozarts Geburtshaus, die an dem Tag Geburtstag haben. Und nach der Feierstunde dürfen alle kostenlos hinein und sich aufwärmen.
Kulinarische Spezialitäten aus der Zeit Mozarts sind nach der Feierstunde auch angekündigt. Waren damals eigentlich schon Glühwein und Jagatee erfunden?