Mit herzlichem Gruß in dieser wüsten Zeit

IM WORTLAUT

14/01/13 Dieser Tage haben wir in einem Kommentar bekrittelt, dass sich der Landeskulturbeirat in Sachen nicht beschlossenes Budget und (wenn’s wahr ist) Zwölftel-Zuteilung von Förderungen an Kulturinstitutionen nicht schon längst zu Wort gemeldet hat. Dessen Vorsitzender Robert Pienz erklärt in einem Brief an die Redaktion, warum man sich Zeit lässt.

Von Robert Pienz

Als derzeitiger Vorsitzender des Landeskulturbeirats antworte ich auf deinen Kommentar vom 9.1.. Ich bin als Bürger dieses Landes und als Geschäftsführer seiner größten freien Kultureinrichtung massiv betroffen vom sogenannten Salzburger Finanzskandal, und es macht mich auch betroffen. Was sich in den letzten Wochen an Überforderungen, Kurzschlüssen, Lügen und Unterstellungen offenbart hat, ist beispiellos und wird jedem zu denken geben. Es liegt in der Natur von Katastrophen, dass Routinen nicht mehr greifen oder unterbrochen sind.

Steuerungslosigkeit ist eine der ersten Folgen, besonders wenn die Führungsebene verletzt ist. In unserem Fall hat der Skandal den Rücktritt des Landesrats für Finanzen, Kultur und Sport mit sich gebracht. Logisch, dass das im Apparat kräftige Erschütterungen auslöst. Ich möchte mit nichts klein reden, was gerade geschieht, aber der Schaden ist so groß, dass ich ihm nicht auch noch ein Quäntchen hinzufügen will. Richtungsloses Geschrei ist keine Tat und erreicht niemanden. Auf militärischen Ton reagiere ich natürlich nicht und wirklich beleidigt wäre ich, würde ich mich als Sonntagsredner angesprochen fühlen.

Zu Ihrer grundsätzlichen Information: laut Salzburger Landesgesetz ist der Landeskulturbeirat eine Einrichtung der Salzburger Landesregierung zur Beratung derselben. Diese Beratung wird, wenn die Scherben aufzusammeln sind, dringend nötig sein. Ich will sie gerne leisten.

Das was Sie offenbar gerne hätten, nämlich eine unmittelbare Reaktion, ist nach der Geschäftsordnung des Landeskulturbeirats am ehesten Aufgabe des Beiratsausschusses ("Behandlung dringender kulturpolitischer Fragen"). Das Schicksal will es, dass die letzte Sitzung des Beiratsausschusses wenige Tage vor Platzen der Bombe statt gefunden hat, prophetisch sind wir noch nicht tätig. Natürlich wird sich der Landeskulturbeirat intensiv mit der aktuellen Lage auseinandersetzen.

An hilflosem Getöne haben wir derzeit mehr als genug, Ausdruck für Empörung kann es gar nicht genug geben. Aber dafür ist der Landeskulturbeirat nach meiner Überzeugung nicht das geeignete Organ. Das ist Part der Interessensvertretungen (Dachverband) und der einzelnen Einrichtungen, die das auch gerade tun. Die Arbeit des Landeskulturbeirats möge sich danach beurteilen lassen, was in seiner vierjährigen Wirkungszeit wirkungsvoll und konstruktiv auf den Weg gebracht haben wird und nicht nach kurzatmigen Reaktionen.

Herzlichen Gruß in dieser wüsten Zeit
Robert Pienz

Robert Pienz ist künstlerischer Leiter des Schauspielhauses Salzburg und seit Februar des Vorjahres Vorsitzender des Salzburger Landeskulturbeirates.

Zum Kommentar Kultur-Sonntagsredner, vortreten!