Netzwerk oder Kompetenz-Filz?
KOMMENTAR
Von Reinhard Kriechbaum
06/12/12 Beim Museumsrundgang – dem 2014 zu eröffnenden „Domquartier“ – soll möglichst alles rund laufen. Da sind allzu eigenwillige Museumsleiter nicht erwünscht. Es reden ja bereits genug Leute mit, weil schließlich fünf Institutionen gemeinsame Sache machen sollen.
Auch in diesem Licht ist die Neubesetzung der Leitung der Residenzgalerie zu sehen. Bei allem Respekt vor der verdienten Arbeit von Gabriele Groschner, als Kuratorin und vor allem als Museumspädagogin: Ihre Bestellung ist kein großer Wurf. Sie sichert „Business as usual“, und etwas anderes kann Haslauer gar nicht brauchen. Schon gar nicht eine Direktorin wie Groschners Vorgängerin Roswitha Juffinger, die sich durchaus auch zu widersprechen getraut hat, wenn mit barocker Farbenpracht am visionären Wurf „Domquartier“ gemalt wurde.
Wilfried Haslauer als Museumsreferent des Landes will logischerweise eine handsame Direktorin in der Residenzgalerie sitzen wissen. Vermutlich deshalb hat er auch Martin Hochleitner, den neuen Direktor des Salzburg Museums, in den Beirat der Residenzgalerie „kooptiert“. Offizieller Sprech: „Um die Koordination der Salzburger Museen, die im Projekt des Domquartiers vereint sind, nachhaltig zu sichern.“ Wurde da nicht eben Erich Marx, der scheidende Museumsdirektor, mit ähnlicher Aufgabe ins Team für den Museumsrundgang geholt?
Da kann man also wohlmeinend von intensivem Netzwerk-Knüpfen sprechen. Je nach verknüpftem Material, nach Klima und nach Beanspruchung kann aus einem solchen Netz freilich auch leicht Filz werden. Sind die Kompetenzen fürs künftige Domquartier wirklich eindeutig geklärt?
Auf diese Frage hin gab Wilfried Haslauer heute Donnerstag (6.12.) keine wirklich verbindliche Antwort, rückte aber mit einer anderen Neuigkeit heraus: Elisabeth Resmann, die Nachfolgerin von Alfred Winter bei den „Kulturellen Sonderprojekten“ des Landes, wird die Koordination übernehmen. Also eine Art beamtete Mediatorin, falls sich die Schatzzwerge von Salzburg Museum, Dommuseum, St. Peter, Residenzgalerie und Burgen- und Schlösserverwaltung partout nicht einig werden sollten, wer was wann wo und überhaupt ausstellt rund um den Domplatz. Die Dame kann sich schon mal auf einen Full-time-Job als Wogenglätterin einstellen.
Aber wenigstens mit den wirtschaftlichen Belangen wird Elisabeth Resmann sich nicht belasten müssen. Dafür wird nämlich Josefine Hofmann (die jetzt schon übers Geld der Resixdenzgalerie wacht) geschäftsführend zuständig sein.
Für das Organigramm des künftigen Domquartiers wird man einen guten, mit analytischem Verstand begabten Graphiker engagieren müssen. Sonst kennt sich vor lauter Strichen keiner aus.