Animalisch, aber menschenähnlich
KOMMENTAR
Von Werner Thuswaldner
08/03/12 Früher wurden Helden, Kaiser, Könige und Dichter auf den Sockel gestellt. Heute haben auch weniger hoch gestellte Wesen die Chance, zu solchen Ehren zu kommen. Seit heute, Donnerstag (8.3.) steht auf dem Max-Reinhardt-Platz das „Affentor“ von Jörg Immendorff.
Am frühen Vormittag sind sie per Tieflader der Firma Quehenberger aus Bremen in Salzburg angekommen. Und jetzt stehen sie als eine ziemlich entspannt wirkende Gruppe auf dem Max-Reinhardt-Platz.
Schaulustige haben schon herausgefunden, dass es nicht die Bremer Stadtmusikanten sind, sondern fünf Affen aus Bronze, geschaffen von dem deutschen Künstler Jörg Immendorff (1945-2007). Seit 2007 stand das „Affentor“ vor dem Hauptbahnhof in Bremen.
Die Skulptur ist Teil der „Sammlung MAP“. Aus dieser Sammlung bekam das Salzburger Museum der Moderne 2010 vierhundert Werke als Dauerleihgaben. Dazu gehört auch das „Affentor“. Die anonymen Leihgeber erwarten, dass das Museum der Moderne einen geeigneten Aufstellungsort finden werde. Vorerst ist er bis Mitte Juli gefunden. Was nachher kommt, ist noch offen.
Die ersten Reaktionen der Passanten heute waren unaufgeregt. Politiker von Stadt und Land, etwa LHStv. Wilfried Haslauer und Bernhard Hüttinger von den Grünen, äußerten sich an Ort und Stelle positiv. FPÖ-Gemeinderätinnen und -räte verteilten Schokobananen.
Warum sollte es auch Aufregung geben? Das Werk Immendorffs ist nicht als eine Äußerung der aktuellen Kunst zu verstehen, sondern weist zurück auf die späte Moderne. Die ineinander verschlungenen Affen wirken wie eine Gruppe, die gerade eine Zirkusnummer vorführt. Die Ironie des Unternehmens ist wohl nicht zu übersehen. Die Menschenaffen sind verspielt und nehmen aus diesem Grund vermutlich an, dass sie ganz gut in den Festspielbezirk passen, wo das Spielen ja das Hauptprinzip ist. Viele Verwandte dieser Immendorff-Affen haben sich 1994 auf der Bühne des Kleinen Festspielhauses getummelt, als der Künstler damals die Oper „The Rake’s Progress“ ausstattete.
Zu Ostern wird man in einem ersten Test sehen, wie die Besucher der Osterfestspiele in diesem angeblich „schönsten Foyer der Welt“ und die aus Bremen zugewanderten Gesellen miteinander auskommen werden.
Es wird einem bewusst, dass auf dem Max-Reinhardt-Platz seit dem Abriss des unseligen Sparkassenstöckls große Versäumnisse gemacht worden sind. Der Platz ist ungestaltet geblieben und stellt sich die meiste Zeit des Jahres als eine Ödnis dar. Mehrere ernstzunehmende Vorschläge hat es gegeben. Den Willen, etwas Zukunftsweisendes zu schaffen, nicht. – Kein Ruhmesblatt für die Stadt.