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„Schande für den kulturellen Dialog in der Stadt“

IM WORTLAUT

Weihnachtsfriede geht anders: Dieser Tage hat der Dachverband Salzburger Kulturstätten gegen die „Kulturellen Sonderprojekte“ als Landes-Einrichtung mobil gemacht. Carl Philip von Maldeghem, Intendant des Salzburger Landestheaters, fährt in einem offenen Brief an den Dachverband daraufhin mit schwerem Geschütz auf.

Von Carl Philip von Maldeghem

21/12/11 Liebe Mitglieder des Dachverbandes der Salzburger Kulturstätten, ein älterer Intendantenkollege sagte mir einmal den klugen Satz: „Entweder geht es den Großen und den Kleinen in der Kultur gut oder es geht uns allen schlecht“.

Diesen Grundsatz der Solidarität vermisse ich schon seit einiger Zeit in den offiziellen Äußerungen des Dachverbandes. David Brenner hat in seiner Doppelfunktion als Finanz- und Kulturreferent des Landes entschieden, zugunsten der freien Kultur einmalig Mittel aus den Rücklagen des Salzburger Landestheaters zu entnehmen. Es zeugt von merkwürdigem Selbstverständnis, wenn der Dachverband in seiner Reaktion auf diese Geste ganz grundsätzlich die Institution Landestheater und ihre Subventionen angreift. Ähnliche Standpunkte haben im Salzburger Kulturleben bis jetzt nur bestimmte rechtspopulistische Parteien vertreten.

In seiner neuen Presseaussendung greift der Dachverband nun die Arbeit von Prof. Winter als kulturellem Sonderbeauftragten an und hinterfragt auch hier wieder Notwendigkeit und Sinn der öffentlichen Kultursubvention. Diese Äußerung empfinde ich als eine Schande für den kulturellen Dialog in der Stadt Salzburg.

Prof. Alfred Winter hat über 30 Jahre lang das kulturelle Geschehen in Salzburg mitbestimmt. In unterschiedlichen Funktionen und immer über alle Parteigrenzen hinweg hat er sich dafür eingesetzt, dass es abseits der großen Kulturbetriebe eine lebendige, freie Kulturszene gibt. Er war maßgeblich am Aufbau der „Szene Salzburg“ beteiligt. Das sollten all jene wissen, die wesentliche Strecken seines Weges mit ihm gegangen sind. Sein Lebenswerk zehn Tage vor seiner Pensionierung anzugreifen ist schlicht und einfach nur peinlich und überzeugt auch im Stil nicht.

Ebenso schwer wiegt für mich, dass der Dachverband hier erneut den Sinn öffentlicher Kulturförderung in Frage stellt. Gerade in diesem Fall ist dies überhaupt nicht zu verstehen, da gerade Alfred Winter mit seiner Stabstelle für Kulturelle Sonderprojekte viele freie Kulturprojekte ermöglicht hat. Ich bin gespannt, was der Dachverband als nächstes fordert und meines Erachtens gibt es nur eine logische Konsequenz: die Abschaffung des Dachverbandes.

Die aktuellen Entgleisungen empfinde ich jedenfalls als Schande für den kulturellen Dialog innerhalb der Stadt Salzburg. Meines Erachtens wären alle Mitglieder des Dachverbandes gut beraten, die offiziellen Äußerungen, die da in ihrem Namen getätigt werden, zu prüfen.

Im Namen all derer, die vom Einsatz und der Kreativität Prof. Alfred Winters für die Salzburger Kultur profitiert haben, möchte ich ihm für seinen immer ehrlichen, oft auch streitbaren Geist zugunsten Kultur über all die Jahre danken. Schade, dass dies einige weder anerkennen noch erkennen können.

Bild: dpk-klaba
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