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Gnadenlos ausgezeichnet

KOMMENTAR

altVon Reinhard Kriechbaum

04/08/11 Wer einigermaßen namhaft und prominent genug und obendrein da ist, wird im sommerlichen Salzburg beinah zwangsläufig geehrt. Nun hat es auch den Salzburger Erzbischof erwischt. Er bekam dieser Tage den Wolfgang-Schüssel-Preis der Internationalen Salzburg Association (ISA).

Die Verbindung zwischen dem Namensgeber für die Auszeichnung, dem ehemaligen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel zu den drei Preisträgern erschließt sich nicht so ohne weiteres, und auch die drei Preisträger sind nicht wirklich auf einer Linie: Vor Alois Kothgasser haben der ehemalige Festspielintendant Peter Ruzicka und der Lichtensteiner Bildersammler Senator Herbert Batliner die Auszeichnung bekommen.

Erzbischof Alois Kothgasser bekam bei der Preisverleihung Lob von ISA-Präsidenten Wilfried Haslauer Lob dafür, dass er „in Liebe, innerem Gleichklang und Gelassenheit, mit der Gabe des Zuhörens und des Ausgleichenden“ handle. Der Erzbischof habe Salzburg „eine neue spirituelle Infrastruktur gegeben“, so Prof. Clemens Sedmak in seiner Laudatio.

Der Schüssel-Preis wird seit 2007 im Zwei-Jahres-Rhythmus an Persönlichkeiten vergeben, die sich zum Wohl von Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur einsetzen. „Den Geist des Konzils hat er mit Gesprächsbereitschaft gleichgesetzt“, so der Theologe Clemens Sedlak über Alois Kothgasser. Die Welt sei voller Getöse, „da wirkt das leise Eintreten für das Leben und für die Familien besonders wohltuend.“

Erzbischof Kothgasser in seiner Dankrede: Er nehme diese Auszeichnung auch für all jene an, die sich in der Kirche von Salzburg um eine Kultur der Offenheit und Begegnung bemühen. Der „Offene Himmel“ sei ja ein Markenzeichen der Erzdiözese. Die Wahrheit und die Liebe seien die Grundpfeiler einer Kultur der Begegnung, Toleranz, Offenheit und Treue zur Tradition. „Vielleicht hängen Zukunft von Kirche und Gesellschaft wesentlich davon ab, wie gut wir einander zuhören und wie gut wir hinhören können“, sagte Kothgasser.

Taugt für all das der Name Wolfgang Schüssel, der uns als Regierungschef den Mit-Koalitionär Haider beschert und dessen Wirtschaftslinie uns manche neoliberale Härte eingetragen hat? Man kann sich seine Preise eben nicht aussuchen. Auch der Salzburger Erzbischof nicht.

 

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