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Abschaffen und schleifen. Jawoll.

GLOSSE

altVon Heidemarie Klabacher

28/02/11 Da hat er es, zusammen mit einem seiner Biographen - oder wie man die Evangelisten heutzutage nennen soll - auf der Hinterseite (Chronik) bis auf den „Boulevard“ geschafft, während man ihn auf der Vorderseite (Inland) abschaffen, oder wenigstens seinen Stellvertretern auf Erden den Garaus machen will.

Worum geht’s? Unter dem griffigen Titel „Moralpredigt auf dem Kaffeesiederball“ kommen heute Montag (28.2.) in der Standard-Rubrik „Boulevard“ in Fettdruck die Namen bekannter Persönlichkeiten vor: Harald Serafin (tanzte Walzer wie ein Junger), Rudolf Hundstorfer, Thomas Schäfer-Elmayer oder Eva Glawischnig.

„Und Dompfarrer Toni Faber betätigte sich als Abraham a Sancta Clara“: Jener habe Richard Lugner in Schutz genommen, der ja wieder mal die Republik Kopf stehen lässt, ob seiner käuflichen Opernball-Begleiterin. Der Wiener Dompfarrer Toni Faber habe jedenfalls „all den Bigotten, die den Untergang der Ballkultur befürchten“ mit einem Jesus-Zitat nach Matthäus geantwortet: „Die Zöllner und Huren mögen wohl eher ins Himmelreich kommen als ihr.“ Mt 21,31 präzise zitiert nach Luther.

Das ist ja allein schon ziemlich witzig. Wenn man aber von der verso-Seite zurückblättert auf die recto-Seite (im theologisch-adabei’schen Zusammenhang mögen diese Begriffe bitte durchgehen) kommt noch eine Dimension dazu. Da wird nämlich von Initiativen berichtet, die Unterstützungserklärungen für ein Volksbegehren sammeln: „Man muss den Menschen endlich die Möglichkeit geben, auf eine demokratische Weise mit den staatliche(n) Privilegien des Klerus Schluss zu machen“, wird ein Initiator zitiert. Finden wir auch! (Das „n“ fehlt im Text, ist aber wohl mitgemeint.)

Katholische Privatschulen und Kindergärten seien steuerfinanziert, religiöse Universitäten und Hochschulen „vom Staat bezahlt aber vom Vatikan kontrolliert“ (die haben noch nie was vom kirchlichen Schulamt gehört, aber egal). Abschaffen! Wohin die Politiker dann ihre Kinder in die Schule schicken, wenn es keine Katholischen Privatschulen mehr gibt, soll uns hier ganz egal sein. Auch was die Touristen besichtigen, wenn es keine Kirchen mehr gibt. Kirchliche Sozialeinrichtungen - abschaffen. Bildungshäuser - schleifen.

Es muss auch endlich Schluss damit sein, dass Kleriker das Privileg haben sollen, Baumeister und andere Promis mit dem Zitieren veralteten Schrifttums tratzen zu dürfen.

 

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