Neugier, was ist das?


KOMMENTAR

altVon Reinhard Kriechbaum

03/12/10 Gute sechzig Mitglieder hat die IG Komponisten Salzburg. Bei so vielen Komponisten müsste ein jedes Konzert mit zeitgenössischer Musik ja sozusagen von Natur aus eine gesunde Basis von Zuhörern haben, möchte man meinen.

Da war also vor einer Woche erst im Solitär die „Nacht der Komponisten“, bei der viele ihre neuen Werke vorstellen. Es ist so etwas wie die jährliche lokale Leistungsschau der Branche, sehr löblich. Dafür gibt es auch Publikum. Und die Komponisten bestätigen einander an einem solchen Abend gerne ihr produktives Tun.

Ortswechsel, am Donnerstag (2.12.) in den Großen Saal des Mozarteums. Werke von Enno Poppe stehen da im Zentrum, einem Komponisten, den man freilich in Deutschland besser kennt als hierzulande. Aber zumindest komponierende Insider sollten den Namen kennen und neugierig sein, was der Kollege so macht.

Die Publikumskulisse am ersten Abend der „Dialoge“ war leider sehr übersichtlich. Und die Salzburger Komponisten-Kollegenschaft? Eine Hand reichte da zum Aufzählen aus.

Das sträfliche Desinteresse aus der Branche selbst muss man ins Treffen führen, bevor man am Publikum nörgelt und klagt, dass nicht mehr als geschätzte 180 Leute da waren. Stimmt schon: Die Salzburger Musikfreunde zeichnen sich auch nicht durch besondere Neugier und durch „Forschungsgeist“ aus. Aber die Komponisten geben ein denkbar schlechtes Beispiel.

Übrigens: Auch das Publikum scheint zweigeteilt. Bildete man eine Schnittmenge aus den Leuten, die vorige Woche im Solitär bei der „Nacht der Komponisten“ waren und den Zuhörern beim Eröffnungsabend der „Dialoge“ – die hätten wohl auch in zwei oder drei PKWs Platz. Es hat sich also auch das „Nacht der Komponisten“-Publikum gut im Teller eingerichtet, über dessen Rand es im Ernstfall dann doch nicht schaut.

Umkehrschluss: Mit den „Dialogen“ spricht die Stiftung eindeutig neues Publikum an. Das ist gut und wichtig, und man muss sich deshalb auch über 180 Zuhörer am Donnerstag im Großen Saal des Mozarteums freuen.