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Davydova bastelt am Nachruhm

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

23/12/24 Keine wirkliche Neuigkeit von der eigentlich mit Waffenstillstand belegten Front zwischen den Salzburger Festspielen und Marina Davydova: Die geschasste Leiterin des Schauspiels verrät wenig, aber macht das Beste für sich: Wirbel.

Das Beste für sie heißt: Vor zehn Jahren als sie noch Moskaus Theaterszene aufmischte, kannten im Westen nur Insider ihren Namen. Die Bekanntheit stieg mit der Verpflichtung zu den Wiener Festwochen und dem unerwartet großen Karrieresprung, als Schauspielchefin nach Salzburg. Die rüde Entlassung vor nicht einmal einem Monat sorgte europaweit für Schlagzeilen. Jetzt legt Marina Davydova nach, auf Facebook mit einer Chronik ihrer Entlassung. Auf Russisch, aber das ist mit Google translate keine ernsthafte Hürde.

Mehr Hürde schon, etwas Neues darin zu finden. Gut, es ist offenbar noch schneller gegangen als ohnehin bekannt. Fünfzehn Minuten vor Beginn der Sitzung des Festspielkuratoriums habe man ihr den Hinausschmiss kundgetan. Und eine halbe Stunde drauf sei das Diensthandy auch schon kaltgestellt gewesen. Ernsthaft über Interna zu berichten verbiete der Dienstvertrag auf Lebenszeit, kann man da lesen. Und die wahren Entlassungsgründe stehen sowieso auf der schwarzen Liste, ebenso der Vergleich, den Marina Davydova und die Festspiele geschlossen haben, um Rechtsstreitereien auszuschließen.

Jetzt tut sie also vielen Kolleginnen und Kollegen aus der Theaterbranche leid, und noch viel besser: Jeder Theater-Hinterbänkler auch in der tiefsten Provinz kennt ihren Namen. Das kann für ihr weiteres Fortkommen nur gut sein.

Den Schwarzen Peter hat wieder mal Intendant Markus Hinterhäuser. In seinen Händen ist diese Karte auch gut aufgehoben. Wäre es nicht doch besser gewesen, auch gegenüber der Öffentlichkeit Klartext zu reden? Davidovas erster und einziger von ihr verantworteter Festspielsommer war missglückt. Versessene Lang-Zeit ohne rechte Neuerkenntnis auf der Pernerinsel (Orestie von Nicolas Stemann), noch mehr Stundenaufwand für den Zauberberg auf Litauisch. Und schließlich die Aufforderung ans Festspielpublikum, sich unter Anleitung vor einem großen Spiegel nachzuäffen (Spiegelneuronen von Sasha Waltz und Rimini Protokoll). Müssen sich die Festspiele, muss sich ihr Publikum jeder modischer Spielerei auf dem Schauspiel-Sektor ausliefern?

Die Festspiele hätten die Trennung von Davidova ohne weiteres so kommunizieren können. Dass der Anlassfall, ihr Einsatz für ein Exilkünstler-Minifestival in Berlin, nur vorgeschützt war, hat jeder durchschaut. Freilich hätte Hinterhäuser als Intendant auch seinen Fehler eingestehen müssen. Er war es, der Marina Davydova engagiert hat. Eine Vorzeige-Anti-Putin-Russin hat sich gut gemacht nach Beginn des Kriegs in der Ukraine. Als Qualifikation für die Leitung des Schauspiels bei den Festspielen war das, wie man sah, zu wenig.

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