Mit den Schmetterlingen stampfen

GLOSSE

Von Heidemarie Klabacher

26/06/23 Performer und -innen haben im Rahmen der Sommerszene auf dem Geländer der Pferdeschwemme Bockspringen gespielt. Salzburg gibt mehr her! Hätten sie doch nur vorher ein paar Kunsthistoriker oder wenigstens uns heimische Kulturjournalisten gefragt! Wir wüssten, welche Kulturdenkmäler sich gut mit Füßen treten lassen.

Als erstes empfehlen wir Inselhüpfen in der Landkartengalerie im Toscanatrakt. Das ist zwar indoor, aber erstens können die Performer und -innen nachher effektvoll aus den Fenstern köpfeln, und zweitens sind die Fresken sowieso recht blass. Ein paar kräftige Abdrücke von Turnschuhen könnten Akzente setzen. Die Performer oder -innen gehen einfach die Wände hoch. Ob sie Inselhüpfen oder Schiffeversenken spielen, sei der künstlerischen Freiheit überlassen. Auf alten Landkarten gibt es Segelschiffe und Seeungeheuer. Die gehören markiert. Wer mehr Spuren hinterlässt, hat gewonnen. Wer auf offenes Meer jumpt, dem werden Punkte abgezogen. Die Sohlen müssen halt gut eingefärbt sein. Eine Kooperation mit dem Vatikan sollte angedacht werden. Dort ist auch eine Landkartengalerie, die in Zeiten von Google-Maps kein Schwein mehr braucht. Die Salzburger Jus-Studenten, deren Lesesaal die hiesige Landkartengalerie ist, opfern ihre Ruhe sicher gerne der Kunst.

Als nächstes empfehlen wir Rabatten-Trampeln im Mirabellgarten. Das grobschlächtige Rankenwerk im Rasen basiert ohnehin nur auf einem Plan des frühen 20. Jahrhunderts. Und Stiefmütterchen gibt es billig im Bauhaus. Naheliegend, diese Dürftigkeit performativ in Grund und Boden zu stampfen. Touristen mit und ohne Fahrrad machen das längst. Wichtig: Die Eckbeete auf dem Platz um den Springbrunnen seien Balletttänzerinnen in Spitzenschuhen vorbehalten. Muster und Bepflanzung folgen tatsächlich barocken Vorlagen. Da ist delikateres Vorgehen angebracht.

Parkouring nennt man es, wenn jemand um eine Mauer – oder auch um eine barocke Brunneneinfassung – nicht herumgeht, sondern drüber rennt, springt, köpfelt... Das ist im Hochsommer Schweiß treibend. Wenden wir den Blick also nach Hellbrunn. Radschlagend oder auf Händen gehend ließen sich die Bächlein und Brünnlein der Wasserspiele endlich zeitgemäß erleben.

Im Kontext der Szene-Produktion hat es Workshops gegeben. Da haben hoffentlich auch ein paar Kinder und Jugendliche gelernt, wie man kreativ und bewegungsmotiviert mit Kulturdenkmälern umgehen kann.