Subventionen und Rücklagen

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

30/11/22 Dass niemand einen Luftsprung macht, wenn zwei Tage vor Eröffnung eines Festivals endgültig klar gemacht wird, dass im Subventionstopf 50.000 Euro fehlen werden, ist nur zu verständlich. Noch dazu, wo es nicht um eine Subventionszusage für künftige Planungen, sondern für den aktuellen Veranstaltungsreigen geht.

So also ergeht es gerade dem Winterfest. Überraschung ist's keine, denn die Sache mit Subventionen auf der einen Seite und Rücklagen auf der anderen ist ein alter Hut. Dass Steuergeld nicht dazu verwendet werden soll, um irgendwo auf Bankkonten zu landen, ist durchaus plausibel, vielleicht sogar lobenswert. Andrerseits werden auf diese Weise Veranstalter, die Groschen auf Groschen legen und so versuchen, für etwas ehrgeizigere, aufwändigere Unternehmungen anzusparen, eindeutig benachteiligt.

Im Prinzip lautet die Devise im Förderwesen, vor allem in der freien Szene: Geld für die Armutschgerln. Sie sind es gewohnt sind, von der (aufgehaltenen) Hand in den Mund zu leben. Dazu gehört das Winterfest, das Rücklagen von fast einer Million Euro gebildet haben soll, keineswegs. Wenn's wieder knapp werden sollte in der Kasse, sei schon wieder Verlass auf die Stadt als Fördergeber, beruhigt der zuständige Kulturpolitiker Bernhard Auinger. Das wollen wir ihm glauben.

Für Fördergeber ist es allemal schwierig, Grenzen zu ziehen. Manche Unternehmen – dazu zählen seit je her die Salzburger Schlosskonzerte und andere Kulturveranstalter im touristischen Umfeld, das privatwirtschaftlich geführte Salzburger Adventsingen, aber auch (bis vor der exzessiven Umbautätigkeit) die Stiftung Mozarteum – werden eben als Wirtschaftstreibende eingestuft und nicht subventioniert. Das Winterfest ist diesbezüglich ein Zwitterwesen: Dem Nouveau Cirque als Kunstform wird niemand den kulturellen Stellenwert und damit die Subventionswürdigkeit absprechen. Andrerseits ist dieses Festival auch durchaus ein beliebtes Ziel für Firmen-Weihnachtsfeiern und dergleichen, wo man auch ordentlich Reibach macht. Über Subventionen in diesem Graubereich zu diskutieren (zumindest über solche aus dem Kultur-Topf) ist nicht vollends daneben.

Eine Argumentation ist nun auch noch aufgetaucht: Das Winterfest ist ja grundsätzlich im Volksgarten beheimatet, und der ist im Design ein wenig umgeackert worden. Man kann nicht mehr beliebig viele Zelte, größere und kleinere, mitsamt Unmengen von Zirkuswagen aufstellen. Das Winterfest löst die Sache so, indem es Veranstaltungen in der Szene Salzburg anbietet. Die Location werde derzeit, so hört man, noch nicht so gut angenommen vom Publikum. Man assoziiert mit Zirkus eben Zelt und nicht ein Ziegelmauergebäude.

Soll die Stadt mit Subventionen für den verloren gegangenen öffentlichen Raum zahlen? Die Winterfest-Veranstalter wollen logischerweise das Publikumspotential ausreizen. Vielleicht wäre ein wenig Zurückhaltung und Besinnung quasi aufs eigene Metier und vor allem aufs Flair angeraten. Von einer Ausweitung auch auf andere Jahreszeiten als den Advent träumte Winterfest-Gründer Georg Daxner. Er hat dann aus gutem Grund dann die Finger davon gelassen. Und ganz ehrlich: Es hatte auch Charme, als das Winterfest offiziell nur bis Weihnachten geplant war und dann – mit schöner Regelmäßigkeit – wegen der hohen Nachfrage „spontan“ bis Dreikönig verlängert wurde. Es schadet keinem Event, wenn er klein bleibt und das Publikum froh sein muss, Karten zu ergattern. Das ist allemal die beste PR.

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