asdf
 

Wo bleiben die Kunst-Demokraten?

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

17/08/21 Wäre es eine Wahl um eine politische Funktion gewesen, dann würde nun völlig zurecht ein großes Wehklagen ausbrechen: Nur 27 Prozent der stimmberechtigten Kulturschaffenden in Salzburg haben von ihrem Wahlrecht für den Landes-Kulturbeirat Gebrauch gemacht.

Sagt man nicht Kulturschaffenden nach, dass sie besonders viel zum demokratischen Gesellschaftsverständnis beitragen? Wenn dann nur jede/r Vierte es der Mühe wert findet, seine Stimme abzugeben, sagt das schon etwas aus. Möglicherweise wird das Gremium, das der Beratung der Kultur-Entscheidungsträger in der Landesregierung dienen sollte, in der Branche selbst nicht so recht ernst genommen. Oder sollten wirklich drei von vier Künstlerinnen und Künstlern, Veranstalterinnen und Veranstaltern, Betreibern von Kulturstätten politisch derart uninteressiert sein, dass ihnen wurscht ist, wer im Landes-Kulturbeirat sitzt? Kreisen so viele letztlich doch nur um sich selbst? Vertrauen sie dem eigenen Lobbying mehr als einem (ehrenamtlich tätigen) Gremium, in dem man so etwas wie eine legitimierte (weil eben gewählte) Standesvertretung sehen könnte?

849 Künstlerinnen, Künstler und Einrichtungen, die in den vergangenen drei Kalenderjahren eine Förderung vom Land Salzburg erhalten haben waren wahlberechtigt. Sie konnten sich im Juni zwischen 32 Kandidatinnen und Kandidaten, die sich diesmal beworben hatten, entschieden. Von ihrem Wahlrecht machten nur 232 Personen gebrauch.

Die 27 Prozent entsprechen wohl der Zeitstimmung. Der Trost ist gering, dass in einem anderen gesellschaftlichen Bereich, den Studentinnen und Studenten, bei der letzten Hochschülerschaftswahl die Wahlbeteiligung gar nur bei beschämenden sechzehn Prozent lag. Auf diese akademisch gebildeten Menschen, auf denen ebenfalls die Hoffnung auf ein Weiterschreiben verlässlicher demokratischer Strukturen liegt, ist also noch weniger Verlass als auf Kulturschaffende. Für beide ist's ein Armutszeignis.

Dreizehn Mitglieder jedenfalls wurden nun in den LKB gewählt, sieben weitere hat die Salzburger Landesregierung in das Gremium gesandt. Das Bild unten zeigt die Wahlkommissions-Mitglieder Renate Stelzl, Rüdiger Wassibauer, Renate Wurm und Petra Burgstaller bei der Arbeit. Es war leider rasch ausgezählt.

Folgende dreizehn Personen wurden in den Landes-Kulturbeirat gewählt:
- Architektur: Roman Höllbacher
- Bildende Kunst: Elisabeth Schmirl
- Darstellende Kunst: Christa Hassfurther
- Film: Martin Hasenöhrl
- Literatur: Magdalena Stieb
- Kulturzentren und Kulturinitiativen: Andrea Folie
- Medien/Medienkunst: Karl Zechenter
- Musik: Martin Loecker
- Volkskultur: Hieronymus Bitschnau
- Freie Liste: Kerstin Klimmer-Kettner
Die sieben von der Salzburger Landesregierung entsandten LKB-Mitglieder:
- Lukas Crepaz, Kaufmännischer Direktor Salzburger Festspiele
- Harald Mach, Kaufmännische Assistenz Mozarteum Orchester Salzburg
- Carl Philip von Maldeghem, Intendant Salzburger Landestheater
- Thorsten Sadowsky, Direktor Museum der Moderne Salzburg
- Martin Hochleitner, Direktor Salzburg Museum
- Robert Pienz, Intendant Schauspielhaus Salzburg
- Johannes Schwaninger, Kulturmanager Zell am See
Die verbleibenden Sitze erhielten folgende Personen unabhängig von der Wahlliste nach ihrer Stimmenstärke:
- Tomas Friedmann
- Josef Kirchner
- Karolina Radenkovic
Bild: Land Salzburg
Zum Gastkommentar Das persönliche Gespräch wäre wichtiger

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014