Immer rasch schreien!

GLOSSE

Von Reinhard Kriechbaum

22/10/18 Wenn irgendwo im Weltkulturerbe Salzburg gebaut wird, sind die Schreihälse immer augenblicklich zur Stelle. Auch als aus der Stiftung Mozarteum verlautete, der Wettbewerb um eine vernünftige Lösung in Sachen Pausenfoyer sei entschieden, ist's sogleich losgegangen.

In diesem Fall hatte man stark den Eindruck, dass es weniger um die Sache ging, sondern um die mediale Konkurrenz. Eine Zeitung kann doch nicht der anderen Leserstimmen bringende öffentliche Erregung vergönnen! Von Sachargumenten war in diesem ohnedies nur drei Tage währenden „Hype“ nicht die Spur.

Solche lieferte die Stiftung Mozarteum heute Montag (22.10.) in einem Pressegespräch nach. Zugegeben reichlich spät. Aber es weiß ohnedies jeder Salzburger Konzertbesucher um die Beengtheit dort, und viele sind auch schon in Konzerten im Wiener Saal vorsichtig hinunter getapst, über die Hühnerleiter-Stiege ins Pausencafé.

Das ist eben die andere Seite des Denkmalschutzes: Alt allein ist nicht das einzige Kriterium. Als im weltkulturerbe lebender Mensch darf man auch nach Zweckmäßigkeit fragen und solche einfordern. Es muss nicht alles schöner Schein sein. Jugendstil und geschütztes Ensemble hin und her – für den Verbindungstrakt zwischen Altem Mozarteum und Konzertsaal galt schon 1912 bis 1914: Pfusch bleibt Pfusch. Der könnte in drei Jahren, also nach läppischen 107 Jahren schon, elegant zum Verschwinden gebracht sein.

Die eiligen Denkmalschutz-Schreier müssen sich wohl ein anderes Objekt suchen. An Ideen sollte es nicht fehlen.

Zum Bericht „In offener Verbundenheit“