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Ehrendoktor Mikis Theodorakis

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

29/05/18 Nächste Woche, am „Tag der Universität“ (6.6.) wird sich die Universität Salzburg mit einem ziemlich prominenten Namen schmücken: Man ernennt den Komponisten, Schriftsteller und Politiker Mikis Theodorakis zum Ehrendoktor.

Alleinstellungsmerkmal: Kein Sirtaki ist berühmter als jener, den Mikis Theodorakis für den Film „Alexis Sorbas“ komponierte. Diese Töne hört man nicht nur in griechischen Restaurants, auch in Griechenland selbst kann es schon passieren, dass irgendwo spontan dazu getanzt wird. Für den Musik-Normalverbraucher ist Theodorakis gleich Sirtaki gleich Alexis Sobas gleich Anthony Quinn.

Irgendetwas sollte ein Ehrendoktor aber schon zu tun haben – wenn schon nicht mit der Universität selbst, die sich mit seinem Namen beehrt, so doch wenigstens mit dem Land. Österreich und Theodorakis? Es fand sich wirklich etwas: „Eine Brücke zwischen Kunst und Politik schlägt Theodorakis mit der 'Mauthausen-Trilogie' bzw. 'Mauthausener Kantate', die auf den Texten des griechischen Autors Iakovos Kambanellis, eines Überlebenden des KZ-Mauthausen, basiert“, heißt es in einer Presseaussendung der Universität Salzburg. Dieses Werk werde „im Rahmen aktueller Veranstaltungen zur österreichischen Gedenkkultur gerne aufgeführt“. Es sei musikalische Erinnerungsarbeit zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus und diene somit der politischen Bewusstseinsbildung in Österreich.

Soll so sein. Stutzig macht uns ein anderer Satz in der Presseaussendung: „Der 93jährige Mikis Theodorakis wird für seine Filmmusiken, seine zahlreichen Kompositionen und Lieder und sein politisches Wirken wie ein Volksheld in Griechenland verehrt.“ Das ist wohl richtig. In einer Zeit des rabiat um sich greifenden Nationalismus gieren Menschen nach Ikonen. Theodorakis ist eine solche. Ist es sinnvoll, solchen Ikonenkult universitär noch zu befördern?

Es kommt einem Konrad Lorenz in den Sinn. Es kostete die Universität einige Mühe, diesem Wissenschaftler, der einst den Nationalsozialisten zugearbeitet hatte, das Ehrendoktorat posthum wieder zu entziehen. Heutzutage passt Theodorakis mit seinen Sirtaki-Klängen gut in den Mainstream eines mehrheitlich anti-türkisch eingestellten Europa. Hoffentlich entwickeln sich die Dinge in jene Richtung, die heute von einer Mehrheit als „richtig“ eingestuft wird. Wäre blöd gelaufen, wenn Europa islamisiert wird und ein muslimischer Rektor irgendwann um die Mitte des 21. Jahrhunderts dem Erzgriechen (und auch, das muss gesagt sein: Erzdemokraten) Mikis Theodorakis die Ehrendoktowürde abspricht.

 

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