Helga-Rabl-Stadler-Stiege?
STICH-WORT
10/12/24 Da hat die FPÖ eindeutig die Rechnung ohne den Wirt gemacht: In einer Presseaussendung der Salzburger Festspiele heute Dienstag (10.12.) verwahrt sich die ehemalige Präsidentin Helga Rabl-Stadler vehement dagegen, dass die Stiege von der Riedenburg auf den Mönchsberg nach ihr benannt wird.
Reinhard Kriechbaum
Die Idee kam von der FPÖ. Am Montag (9.12.) Nachmittag ging es im Stadtsenat wieder mal ums leidige Thema Straßen-Umbenennungen. Dass die Heinrich-Damisch-Straße fortan Helene-Thimig-Straße heißen wird, haben wir ja bereits berichtet. Eine andere Benennung nach einem Erinnerungsopfer betrifft nun jene bisher namenlose Stiege, die von der Riedenburg auf den Mönchsberg hinauf führt. Da bestand in letzter Zeit Konsens darüber, dass sie nach Alma Rosé benannt werden würde.
Das aber scheint der Stadt-FPÖ doch ein wenig zu viel an Erinnerungskultur. Gemeinderat Paul Dürnberger brachte am Montag den Antrag ein, die Stiege doch nach der ehemaligen Festspielpräsidentin zu benennen. Der Antrag wurde von den Vertretern der anderen Parteien postwendend verworfen.
Jetzt hat sich Helga Rabl-Stadler zu Wort gemeldet und ihren Unmut bekundet, dass ihr Namen um die „Politschlacht um die Umbenennung von Straßen“ hineingezogen wird, wie es in einer Aussendung der Festspiele heißt. In der Namensgebung nach der im KZ umgekommenen Musikerin Alma Rosé sehe sie eine (leider nur kleinwinzige) Wiedergutmachung, vor allem aber ein wichtiges Signal gegen das Vergessen.
„Ich bitte alle Politiker, die delikate Namensdebatte jetzt und auch in Zukunft nicht für politisches Kleingeld zu nützen“, schreibt Helga Rabl-Stadler der Stadtpolitik, aber natürlich besonders der FPÖ ins Stammbuch. „Dies erhoffe ich besonders für den Umgang mit der Persönlichkeit Herbert von Karajan.“ Der Antrag der FPÖ sei mit ihr nicht abgesprochen gewesen, hält sie fest.
Die Festspiele haben 2020 anlässlich des Hundert-Jahre-Jubiläums (das noch in die Ägide Helga Rabl-Stadlers als Präsidentin fiel), 28 Gedenksteine für durch Nationalsozialisten umgekommene Künstler und Künstlerinnen „weithin sichtbar vor dem Haus für Mozart platziert, auch für Alma Rosé und deren Vater Arnold Rosé, der nach seiner Flucht aus Wien in London gestorben ist“.
Sie sei „prinzipiell gegen die Namensgebung nach noch lebenden Persönlichkeiten“, hält Helga Rabl-Stadler fest – und damit trifft sie sich ja mit der ohnedies in der Stadt Salzburg geübten Praxis. Es gibt ja längst den Beschluss, dass man eine Zeit lang tot sein muss, um zu Straßen-Ehren zu kommen.