Rehrl-Büste
STICH-WORT
02/05/22 Was hat eine Büste des ehemaligen Salzburger Landeshauptmanns Franz Rehrl im Haus für Mozart verloren? Eine solche wird morgen Dienstag (3. Mai) dort nämlich enthüllt. Die Wege zu diesem Gedenken und vor allem zu dieser Büste sind verschlungene.
Von Reinhard Kriechbaum
Der Anlass selbst ist einleuchtend. Vor hundert Jahren nämlich trat Franz Rehrl sein Amt als Landeshauptmann von Salzburg an. Das blieb er bis 1938. Ein markantes Bauwerk aus seinen Regierungsjahren war das 1937 nach Plänen von Clemens Holzmeister umgestaltete Festspielhaus. Damals war es ja das einzige, die Hofstallungen mutierten erst in den späten 1950er Jahren zum 1960 eröffneten Großen Festspielhaus. Ab da war das ursprüngliche Gebäude das Kleine Festspielhaus, das schließlich dem jetzigen Haus für Mozart wich.
Als Franz Rehrl Landeshauptmann wurde, gingen die Festspiele gerade in ihre dritte Saison. Der Politiker erkannte die touristischen Optionen Salzburgs übrigens nicht nur in der Kultur. Auch den Bau der Großglockner-Hochalpenstraße hat er entschieden vorangetrieben.
Für eine Rehrl-Büste im Haus für Mozart gibt es also guten Grund. Es waren ja sehr entschiedene Eingriffe in die Bausubstanz zwischen Winterreitschule und Felsenreitschule. Auf Betreiben von Arturo Toscanini beispielsweise drehte man den Zuschauerraum damals um 180 Grad. Damals entstand das turmartige Bühnenhaus. Rehrl war nicht zimperlich - sein eigenes Geburtshaus musste damals weichen. Genau an der Stelle ist jetzt ein Freiraum, der Toscaninihof.
Was für eine Büste wird da morgen enthüllt? Es ist die Nachschöpfung einer Büste, die der oberösterreichische Bildhauer Adolf Wagner von der Mühl (1884-1962) geschaffen hatte. Dieser Adolf Wagner stand über Jahrzehnte vor allem als Schöpfer von kirchlichen Skulpturen hoch in Kurs. Den Namens-Zusatz „von der Mühl“ gab er sich selbst, um auf seine Herkunft aus dem Mühlviertel hinzuweisen. Dass Adolf Wagner von der Mühl nicht nur den Salzburger Landeshauptmann Rehrl, sondern 1934 auch den Kanzler Engelbert Dolfuß schuf, sollte ein gewisses Stirnrunzeln auslösen. Den Altar für die Kapelle der Pflegeanstalt Hartheim bei Linz hat er 1937 geschaffen. Da zeichnete sich jedenfalls noch nicht ab, dass die Nationalsozialisten hier eine Euthanasie-Anstalt einrichten würden.
Die Rehrl-Büste, auf Auftrag von Max Reinhardt entstanden und von diesem 1928 angekauft, ist jedenfalls irgendwann verschütt gegangen, das Original gilt als verschollen, aber es gibt ein Foto. Nach diesem haben der Metallgießer Felix Zenzmaier und die Künstlerin Zornitsa Zenzmaier die nun zu enthüllende Replik geschaffen.
War da nicht im Festspielbezirk schon etwas in Sachen Rehrl? Für das große Denkmal an der Wand zum Franziskaner-Garten haben sich wohl nur wenige Leute, die von der oder in die Mönchsberg-Garage eilten, ernsthaft Zeit genommen. Dieses Relief von Jakob Adlhart mit einer Büste von Hans Pacher im Mittelpunkt wurde abmontiert, als man für die restaurierung des Franziskanerklosters eine gro0e Baustellen-Einfahrt benötigte. Vielleicht wird jaam Donnerstag (5.5.), wenn bei einem weiteren Festakt im Kuenburgsaal der Neuen Residenz ausgiebig über Franz Rehrl referiert wird (Museumsdirektor Martin Hochleitner, Landesarchiv-Leiter Oskar Dohle und Landeshauptmann Wilfried Haslauer) auch verraten, wann dieses Denkmal wieder angebracht wird oder was sonst damit geschehen soll.