Bach eckig und doch kugelrund

STICH-WORT

20/03/18 Heuer ist der Geburtstag von Johann Sebastian Bach runder als so manches als „rund“ bezeichnetes Jubelfest: Es ist der 333. Für die Salzburger Bachgesellschaft nahe liegender Weise aber doch eckig.

Von Reinhard Kriechbaum

An Bachs Geburtstag gibt es nämlich für jeden Konzertbesucher einen Bachwürfel gratis. An dem Abend spielt Florian Birsak auf dem Cembalo die Englischen Suiten Nr. 4 bis 6, und wie am ersten Abend kombiniert er sie mit Stücken englischer Provenienz, von Händel, William Babell und John Blow. In diesem kleinen Suiten-Schwerpunkt der Bachgesellschaft geht es ja darum, das „Englische“ in den Englischen Suiten dingfest zu machen.

Haarspalter darf man übrigens nicht sein in Sachen Bach-Geburtstag: Aufgrund der im 17. Jahrhundert in Mitteleuropa existierenden Kalenderdiversität war Bachs Gebuirtstag – offiziell der 21. März – im Erzbistum Salzburg der 31. März. Man hatte, auch 103 Jahre nach der Kalenderreform des Papstes Gregor (XIII (1582) hierorts noch nicht umgestellt auf den Gregorianischen Kalender. Manch neumodische Veränderung braucht in Salzburg halt ihre Zeit.

Aber unterdessen hat Salzburg wacker aufgeholt, zumindest was den Kalender betrifft, und so sind wir mit Rest-Europa total synchron.

Angeblich feiert man auf unserem Kontinent ja immer am 21. März den „Europäischen Tag der Alten Musik“. Heuer freilich erst zum sechsten Mal, drum ist er noch lange nicht so populär wie der Tag des Brotes oder der Welt-Aids-Tag. Aber immerhin: Mehr als achtzig Organisationen und Kulturschaffende den Europäischen Tag der Alten Musik hatten sich und ihre Veranstaltungen vor einer Woche schon online registriert, es werden also wohl noch einige mehr werden bis übermorgen. Namhafte wie Jordi Savall, William Christie, René Jacobs oder Enrico Onofri haben sich schon in den Dienst des Europäischen Tags der Alten Musik gestellt. Medienpartner der REMA (Réseau Européen de Musique Ancienne – Europäisches Netzwerk für Alte Musik) ist in diesem Jahr France Musique, das diesem Tag ein spezielles Programm widmet.

Für einen solchen Tag braucht's auch einen Botschafter. Das ist diesmal Skip Sempé, ein amerikanischer Cembalist, Organist, Musikwissenschafter, Dirigent und Gründer des Ensembles Capriccio Stravagante.

Als Europäisches Netzwerk für Alte Musik vereinigt REMA (Réseau Européen de Musique Ancienne) achtzig Organisationen und Festivals aus zwanzig Ländern, die auf Alte Musik spezialisiert sind. Im Jahr 2000 im französischen Ambronay gegründet, hat REMA heute den Hauptsitz in Versailles. Man verleiht auch einen jährlichen Preis, der heuer an die englische Sopranistin Dame Emma Kirkby ging.

Die Liste der Veranstaltungen zum Europäischen Tag der Alten Musik: www.earlymusicday.eu. Bemerklenswerterweise gibt es dort keinen einzigen österreichischen Eintrag. Auch nicht das Konzert der Bachgesellschaft, das am Mittwoch (21.3.) um 19.30 Uhr im Solitär der Universität Mozarteum stattfindet – www.salzburger-bachgesellschaft.at