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Digitalisierung ist ein großes Thema

HINTERGRUND / FESTSPIELARCHIV (2)

20/12/14 Das Archiv der Salzburger Festspiele: Das sind zum Beispiel rund 500.000 Druckseiten aus Programmheften und anderen Publikationen seit 1920. Oder vierhundert Plakate und etwa dreitausend Kostümentwürfe auf Papier.

Gerade ist man dabei, all das einzuscannen, denn dieses kostbare Material soll in fernerer Zukunft digitalisiert im Projekt Kulturerbe digital zur Verfügung stehen. Die EU und das Kunst-Ministerium fördern dieses Vorhaben, mit dem das kulturelle Erbe Österreichs einer breiten Öffentlichkeit online zugänglich gemacht werden soll. Auch die Festspiele bekommen dafür eine Förderung und arbeiten dran.

Es werden auch 3D-Scans von Kostümen und zugehörigen Requisiten von vier ausgewählten Inszenierungen angefertigt. Ein Anfang ist mit Richard Strauss’ Der Rosenkavalier aus dem Jahr 1960 gemacht – der Eröffnungspremiere des Großen Festspielhauses unter der Leitung von Herbert von Karajan und in der Regie von Rudolf Hartmann.

Das ist aber nur ein Digitalisierungsprojekt, mit dem man im zu Ende gehenden Jahr begonnen hat. Nicht minder wichtig ist die Katalogisierung der Bestände. Ab etwa Herbst 2025 soll der Katalog auch über die Website zugänglich sein, heißt es. Nicht wenig Material: Allein das, was man an Rezensionen und festspielberichten gesammelt hat, nimmt 135 Laufmeter Regale in Anspruch. Vergleichsweise bescheiden mit 50 Metern die Programmhefte. Ein ordentlicher Brocken (118 Meter) die Korrespondenz des Künstlerischen Betriebsbüros. Fotos, Dias, Glasplatten, Negative und dergleichen bringen es auf über zweihundert Laufmeter.

Trotzdem schön, wenn einem Archiv Nachlässe überantwortet werden. Drei solche Konvolute sind im Jahr 2024 ins Festspielarchiv gekommen. Gusti Adler war zwanzig Jahre lang die engste Mitarbeiterin und spätere Biografin von Max Reinhardt. Von Kindheitstagen an war sie auch eine enge Freundin der Schauspielerin, Regisseurin und Ehefrau von Max Reinhardt, Helene Thimig. Der Nachlass von Gusti Adler, bestehend aus hunderten von Briefen, Postkarten, Fotos, Adress- und Notizbüchern, enthält außerdem Gemälde und persönliche Gegenstände wie einen Morgenrock oder einen kleinen Reisekoffer – ein Geschenk von Reinhardts Bruder Edmund. Zusammengehalten hat all diese Dinge der 1942 geborene und nahe Paris lebende Philologe, Germanist und Literaturwissenschaftler Leonhard M. Fiedler, ein Freund der 1985 verstorbenen Gusti Adler. Einen Schwerpunkt seiner Forschung bildet Max Reinhardt, über den er mehrere Schriften veröffentlichte, so auch eine Monografie (1972).

Beim zweiten Nachlass handelt es sich um einen Teilnachlass von Ursula und Oscar Fritz Schuh. Sein Spazierstock, der sich darin auch findet, ist nicht das wesentlichste Ding. Der Regisseur – er war auch in den 1970er Jahren Begründer dae Salzburger Straßentheaters – legte 1951 mit seiner Salzburger Dramaturgie einen wichtigen Grundstein für eine erfolgreiche Programmatik der Salzburger Festspiele in der Nachkriegszeit, die noch heute nachwirkt. Ein Großteil des Nachlasses von Oscar Fritz Schuh wurde bereits durch den Verein der Freunde und Förderer 1988 angekauft, das Konvolut jetzt enthält untzer anderem Briefe, Fotos, Aquarelle mit Bühnen- und Kostümentwürfen. Und eben den Spazierstock.

Der dritte Nachlass betrifft einen Teilnachlass mit Unterlagen von Heinz Adamec. Er war ab 1929, nach dem Tod von Reinhardts Bruder Edmund, der sich um sämtliche finanzielle Belange im „Reinhardt-Kosmos“ gekümmert hatte, Max Reinhardts Anwalt. Bis 1936 vertrat er Max Reinhardts Interessen unter anderem bei der Übergabe des Deutschen Theaters in Berlin an die Nationalsozialisten 1933 sowie der Verpachtung des Theaters in der Josefstadt an Ernst Lothar 1935. Diese Tätigkeiten bildet der erworbene Teilnachlass ab. Er enthält, neben offiziellen Dokumenten, auch autographe Briefe von Max Reinhardt und Helene Thimig.

Und wie denken Menschen über die Festspiele? Das ist Thema eines Kunstprojekts, das heuer in die Gänge kam. Im Festspiel-Erinnerungsbüro des Schweizer Künstlers Mats Staub kommen Besucherinnen und Besucher zu Wort. In ausführlichen Interviews mit Mats Staub sprechen sie von ihren schönsten, berührendsten, aber auch irritierenden Festspielerlebnissen und darüber, wie sie zu Festspielgästen wurden. Die ausführlichen Interviews werden in komprimierte Video- und Audiosequenzen überführt und in einer installativen Präsentation öffentlich zugänglich gemacht – voraussichtlich ab Sommer 2026. Nach den ersten Interviewrunden im Mai und August 2024 wird das Erinnerungsbüro im Februar und September 2025 fortgeführt. Da sind Festspielbesucher der Jahrgänge 1975 bis 2005 gefragt. (PSF/dpk-krie) (Ende)

Mitteilsame Menschen können sich für Erinnerungsbüro-Interviews anmelden unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Das Archiv der Salzburger Festspiele – www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: dpk-krie (2); Archiv der Salzburger Festspiele / Susanne Anders (1)
Zur Folge 1 Was Max Reinhardt in sein Regiebuch schrieb

 

 

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