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Almrausch, Witz und Ironie

FESTSPIELE / WIENER PHILHARMONIKER / WELSER-MÖST

26/07/21 Rosenkavalier-Suite gespielt von den Wiener Philharmonikern unter Franz Welser-Möst: Da wird das vielbeschworene Wienerische vom Klischee zum präzis ausgeloteten Programm. Und gefühlt wurden erst mit dieser fulminanten Wiedergabe am Sonntag (25.7.) die Festspiele „so richtig“ eröffnet.

Von Heidemarie Klabacher

Die aufrauschende Walzer-Seligkeit der Suite aus der Oper Der Rosenkavalier op. 59 gerät nach wenigen Drehern ins Wanken. Praterklamauk wird schon am Taktende zur Endzeitvision. Witz und Ironie behaupten sich bei solch analysierendem und zugleich musikantischem Zugang noch im üppigsten Wohlklang.

Das geht mit der Miniatur leichter, als mit dem Monument. Dennoch schien Franz Welser-Möst mit ähnlich distanzierendem Blick auch der Alpensinfonie op. 64 auf die Sprünge zu helfen. In dieser musikalisch gemalten Bergtour ist von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang alles ein wenig exaltiert. Kein noch so scharfer Musikerverstand kriegt Kuhglocken und Donnerblech aus der Partitur. Franz Welser-Möst und die Wiener Philharmoniker ließen denn auch Richard Strauss seinen Almrausch. Ließen Auf blumiger Wiese die Sonne glitzern, aus dem Nichts unheimliche Nebel, aber nirgendwo Kitschbilder aufsteigen. Da und dort klang es im Bläser- und Schlagwerksatz gar ein wenig fernöstlich und die Kuhglocken schienen überhaupt nur leis' von der übernächsten Alm herüberzuklingen.

Dafür waren Gewitter und Sturm Filmmusik pur. Der Herr der Ringe fiel einem gar ein und der Sieg des boshaften Berges Caradhras über die Gemeinschaft der Neun. Richard Strauss vs. Howard Shore? Da fliegen die Felsbrocken. Der abendliche Empfang der Wanderer mit frommen Orgelklang aus der Dorfkirche ging in der Lesart von Franz Welser-Möst alsbald unter in fahlen Nachtklängen.

Ganz ohne Frömmelei geht es nicht in Salzburg. Daher zwischen den beiden Strauss-Werken Frank Martins Sechs Monologe aus Jedermann für Bariton und Orchester. Matthias Goerne rezitierte singend, sang rezitierend, mit inzwischen beinahe bass-schwarzer Stimme die zentralen Passagen aus dem Spiel vom Sterben des reichen Mannes. Nicht immer ganz wortdeutlich, aber voll Respekt und Gespür für den archaisierenden Text. Gar kein schlechtes Kontrastprogramm zu den szenischen Üppigkeiten auf dem Domplatz.

Bilder: SF / Marco Borelli

 

 

 

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