Neue Schätze im Haus, alte Leichen im Keller

SALZBURG MUSEUM / RÜCKBLICK

18/01/13 Mehr Besucher, größere Sammlungen, mehr Häuser: Das Barockmuseum und das Keltenmuseum gehören neuerdings zum Salzburg Museum. Die eigenen Bestände, besonders die Sammlung Architektur, haben attraktiven Zuwachs erhalten. 765.712 Besucher, mehr als je zuvor, wurden 2012 gezählt: Das Salzburg Museum bekommen blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück.

Von Heidemarie Klabacher

Die „Auflösung“ des Barockmuseums hat doch einige Wogen in der Salzburger Öffentlichkeit geschlagen: Die Sammlung Rossacher mit mehr als vierhundert Gemälden, Grafiken und Skulpturen wurde Anfang Oktober 2012 von der Orangerie im Mirabellgarten ins Salzburg Museum übersiedelt.

Doch damit seien die Barockentwürfe, die Kurt Rossacher in Jahrzehnte langer Sammlertätigkeit zusammengetragen hat, keineswegs im Depot verschwunden, betonte Peter Husty, der Chefkurator des Salzburg Museum bei der Jahrespressekonferenz. „Es ist nicht ganz ohne, ein ganzes Museum zu übersiedeln.“ Die Werke werden derzeit für eine Neupräsentation im Nordoratorium des geplanten Domquartiers vorbereitet und würden nach der Restaurierung auch für internationale und nationale Leihnehmer noch attraktiver werden. Tatsächlich würden ständig Teile der Sammlung als Leihgaben „in alle Welt geschickt“, berichtete Peter Husty. „Die Sammlung Rossbacher ist in der Öffentlichkeit nach wie vor präsent.“

Überhaupt zeigt die nationale und internationale Museumsszene großes Interesse an den Schätzen des Salzburg Museums. Im Jahr 2012 wurden aus allen Sammlungen 278 Objekte verliehen und für 2013 liegen bereits jetzt Leihanfragen für 280 Objekte vor, so Peter Husty. Die Objekte werden in Salzburger Regionalmuseen, österreichischen Landesmuseen, Wiener Museen und im Ausland zu sehen sein werden: „Das ist viel organisatorische Arbeit, die von außen niemand sieht“, erzählt Husty. Insgesamt hätten die Eingliederung des Barockmuseums und der Betriebsführung des Keltenmuseums, Neuorganisation und Aufgabenverteilung das Salzburg Museum 2012 vor große Herausforderungen gestellt, die "gut bewältigt" wurden. Die neuen Mitarbeiter gehören inzwischen „dazu“: „Auf allen Ebenen ein Gewinn.“

Einen zentralen Aufgabenbereich hat sich das Salzburg Museum mit der Provenienzforschung gestellt. Auch das ein Bereich, von dem die Öffentlichkeit derzeit noch nicht viel mit bekommt: Seit Mai 2011 befasst sich die Expertin Susanne Rolinek in einem zweijährigen Projekt intensiv mit der Provenienz von Objekten im Salzburg Museum. Es gibt zahlreiche ‚potentiell bedenkliche’ Objekte. Daher habe sie sich zunächst auf die so genannten „Führerspenden“ konzentriert, berichtete Susanne Rolinek. Fünftausend Objekte seien in von 1933 bis 1955 ins Museum gekommen. Zuviele, um sie in nur zwei Jahren auf Herz und Nieren und Herkunft zu überprüfen. Daher die Konzentration auf „Führerspenden“: Das sind Objekte aus jüdischen Sammlungen, die während der NS-Zeit enteignet wurden: „Dabei handelt es sich um rund zweihundert Objekte aus elf Sammlungen wie jener von Oscar Bondy, Albert Pollak oder Alphonse und Louis Rothschild. Jetzt lässt sich feststellen, welche Objekte unmittelbar nach 1945 restituiert wurden und welche nicht. Die fehlenden Objekte werden nun in den Depots gesucht, einige konnten auch bereits aufgefunden werden“, so Susanne Rolinek. Die Museen hätten sich damals um diese Objekte gerissen.

Bei einigen Objekten sei der Verbleib aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr genau nachvollziehbar. „Die Auslagerung der meisten Objekte in Depots in Stadt und Land ab 1943 oder auch Bombentreffer auf das alte Museum sind Ursachen dafür.“ Alle Informationen zu den betreffenden Objekten werden nun in Dossiers zusammengefasst und dienen als Grundlage für Restitutionsentscheidungen.

Vorerst stehen für dieses Projekt keine weiteren Geldmittel zur Verfügung. Museumsdirektor Martin Hochleitner betont allerdings die Wichtigkeit der Aufarbeitung noch ungeklärter Fälle. So soll die die Provenienz im Laufe der kommenden Jahre endgültig aufgearbeitet werden: Offen ist noch die Klärung von Erwerbungen aus klösterlichem und kirchlichem Eigentum sowie von Vereinen und Vereinigungen, von Kunsthändlern und Galerien, die zum Teil unter Zwangsbedingungen zwischen 1933 und 1945 gekauft, geschenkt oder als Leihgaben dem Museum übergeben wurden. In diesem Fall dürften bereits ebenfalls zahlreiche Objekte restituiert worden sein. Dafür wäre ein weiteres Jahr für Recherchen und Suche in Depots notwendig. Man will das Geld dafür auf alle Fälle auftreiben. Susanne Rolinek bleibt dem Salzburg Museum allerdings auch zwischenzeitlich erhalten. Sie wird 2014 die Sonderausstellung „Salzburg und der Erste Weltkrieg“ gestalten.

www.salzburgmuseum.at
Bilder: Salzburg Museum/A.Hechenberger (1)
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