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Arschpfeiferlreiter oder Küfelträger?

KELTENMUSEUM / „TYPISCH HALLEIN!“

22/06/12 Wer ist nun der typischere Halleiner? Der Arschpfeiferlreiter, das liebenswürdige Musik-Spielzeug? Oder der Clown, den der Bildhauer Bernhard Prähauser in Bronze gegossen hat? Oder doch der Salzfass-Träger, der sich auf einem Buttermodel abgebildet findet?

Von Reinhard Kriechbaum

Kultur-, industrie- und politgeschichtlich betrachtet, muss wohl der Träger des Salzküfels der typischste Halleiner sein. Andrerseits: Viele Berufszweige rund um die Salzaufbereitung waren wintersüber ohne Arbeit, und genau das ist der Grund, dass auch hier – so wie im nahen Berchtesgaden – die Holzspielzeug-Hausindustrie aufblühte. Mit dem Schnitzen von Spielzeug brachte man sich so einigermaßen über die Runden. Der Arschpfeiferlreiter – vornehmere Leute sagen „Pfeifenrössl“ – hat also schon auch sehr viel mit Hallein zu tun. Und weit herumgekommen sind diese Dinge! Vor dem Bau der Eisenbahnlinie wurden Halleiner Spielwaren mit Plätten über Salzach, Inn und Donau nach Wien und von dort weiter flussabwärts bis Ungarn und in die Levante transportiert.

Also ist der Kasperl-Akrobat am ehesten „un-halleinerisch“ in der neuen Ausstellung im Keltenmuseum? Vielleicht ja wirklich, denn zum Lachen hatten die Arbeiter dort nicht so viel. Man lese nach im berühmten, für die Stadt wenig schmeichelhaften Reisebericht von Franz Schubert.

So manches gute Schaustück zur lokalen Kunst- und Kulturgeschichte ist im Lauf der Zeit von Hallein nach Salzburg, ans damalige Städtische Museum Carolino Augusteum gewandert. Am Ort gab’s ja noch kein Museum, das Keltenmuseum ist viel jünger. Da die beiden Einrichtungen vor einem halben Jahr  verwaltungstechnisch fusioniert wurden, lag es nahe, eine Schau mit Halleiner Dingen zu bestücken. Das Hin und Her bei Präsenatationsbedarf sollte künftig kein Problem sein.

Ganz unterschiedliche Dinge, 130 Objekte insgesamt, sind in der Sonderausstellung „Typisch Hallein!“ zu sehen. Das „Stille Nacht“-Autograph aus dem Salzburg Museum gehört zwar nicht unmittelbar hierher (Joseph Mohr hat es geschrieben), aber es erinnert daran, dass Franz Xaver Gruber hier lange Zeit in Hallein unterrichtete, musizierte und komponierte. Sein Grab ist für viele eine Pilgerstätte.

Die archäologischen Funde wurden tatsächlich aus Halleiner, vor allem Dürrnberger Erde geholt. Bei anderen Dingen weiß man es nicht so ganz genau:  Die Viola d’amore (1673) mit dem charakteristischen Frauenkopf stammt möglicherweise vom Instrumentenbauer Marzell Bichler, der eine Halleinerin heiratete. Zwei seiner Kinder wurden hier getauft. Später war er aber in der Hauptstadt Salzburg tätig. Dass die Dame am Griffbrett ihre Augen verbunden hat, weil ihr Hallein partout nicht gefiel, ist nur ein Gerücht - das Motiv ist üblich bei diesen speziellen Streichinstrumenten.

Und die Maler, die vom 16. bis ins 20. Jahrhundert hinein Veduten und Landschaftsbilder von Hallein und dem Tennengau schufen, haben logischerweise vor Ort skizziert oder gemalt. Da sind ihnen zum Beispiel auch die „Gangln“ aufgefallen, Pfade zwischen Häusern und Gärten, die den Bewohnern die Wege verkürzten. So bildete etwa das „Schmiederergangl“ eine direkte Verbindung vom Schöndorferplatz zum Kornsteinplatz.

Porträts von Halleiner Bürgern, kunstgewerbliche Objekte wie die Zinnerzeugnisse der Halleiner Familie Peretti, eine volkskundliche Krippe, Skulpturen oder Werke von Halleiner Künstlern wie der Malerfamilie Eggl, Bernhard Prähauser oder Jakob Adlhart: Das ergibt ein buntscheckiges Hallein-Panorama.

Ein Modell des Holzrechens erinnert nachdrücklich an die Infrastruktur zur Salzgewinnung. Die brauchte ja viel, viel Brennholz. Das wurde in den Seitentälern der Salzach geschlägert und vom Wasser auf natürlichem Weg weitertransportiert. Der Rechen diente dazu, es herauszufischen. Der Holzrechen in Hallein galt als die größte derartige Anlage in Europa. Natürlich musste das Holz gestapelt werden und lange trocknen.

„Typisch Hallein!“, bis 7. Oktober im Keltenmuseum Hallein - www.keltenmuseum.at
Bilder: Salzburg Museum

 

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