Der Affenkönig ist der "Kasperl"

SPIELZEUGMUSEM / STOFFTIGER UND MONDHASEN

16/12/11 Wenn Chinesen sagen „Wir sind die Söhne des Drachen“, dann denken sie nicht an Mao und die Kulturrevolution. Vor mehr als tausend Jahren wurde der Drache zum Symbol des chinesischen Herrschers. - Im Spielzeugmuseum zeigt man über ein Jahr lang, bis 6. Jänner 2013, chinesisches Spielzeug.

altAuf Feinheiten sollte man achten beim Drachen: Fabeltiere mit vier Klauen sind den Beamten vorbehalten, einfachen Leuten stehen nur solche mit drei Klauen zu. Zum Neujahrsfest, das je nach Mondphase in unserem Jänner oder Februar stattfindet, werden Drachentänze aufgeführt. Im März wird ihm geopfert, um rechtzeitigen Regen für die Frühlingssaat zu sichern. Zum Fest Qingming (ähnlich unserem Allerheiligen, allerdings im Frühling), lassen Kinder Papierdrachen steigen. Je höher, desto besser die Ernte.

Auch die Kulturrevolution hat dem altem Volksglauben nichts anhaben können. Das liebenswürdige "Bestiarium" aus der chinesischen Gedankenwelt hat sich in religiösen Riten, in Volks- und Familienfesten ebenso erhalten wie in den Spielzeugkisten.

alt"Stofftiger und Mondhasen" heißt die Schau im Salzburger Spielzeugmuseum. Beide haben mit Glück zu tun. Stofftiger werden in chinesischen Dörfern von den Großmüttern selbst genäht und Neugeborenen geschenkt. Sie sollen diese vor Gefahr und Unglück bewahren.

Um den Mondhasen rankt sich eine längere Geschichte: Er entstand aus einem Zaubertrank, den die Mondfee benötigte, um zum Mond zu fliegen. Sie musste dorthin ins Exil, weil sie ihrem Mann das Fläschchen Unsterblichkeits-Elixier geklaut hatte. Mondhasen-Figuren werden aus Ton hergestellt.

altDer Affenkönig Sun Wukong ist der „Kasperl“ der chinesischen Kinder und hat der Legende nach im Himmel große Unordnung verursacht, als er der Königinmutter des Westens die Pfirsiche der Unsterblichkeit weggefressen hat. Zur Strafe hat ihm Buddha befohlen, den Abt Yuanzang auf seiner Reise nach dem Westen zu begleiten. Die lange und beschwerliche Expedition diente dazu, aus Indien buddhistische Schriften zu holen. Auf der Reise gab es viele Abenteuer zu bestehen: Der Affenkönig mit seinem magischen Kampfstock, den er dem Drachenkönig abgenommen hat, verteidigt die Gefährten gegen das Weiße Knochengespenst, den Rattengeist, den Rinderkönig und viele andere Scheusale. Der Affenkönig ist tapfer, schlau, aber – wie alle Affen  - auch zu Streichen aufgelegt.

„Für mich sind insbesondere die Chinesischen Feste spannend und wir versuchen unseren jungen Besuchern den chinesischen Jahreskreis näher zu bringen“, so Karin Rachbauer-Lehenauer, die die Ausstellung im Spielzeug Museum kuratiert hat. Was bei uns die Kirtage sind, sind in China die Tempelfeste, an denen eine Fülle von Produkten angeboten wird. Obwohl diese fragil und nicht leicht zu transportieren sind, ist eine Vielzahl davon in der Ausstellung zu sehen.

altIm gesamten nächsten Jahr werden im Spielzeug Museum Werkstätten zu den wichtigsten und spannendsten Festen im chinesischen Jahreskreis angeboten und gemeinsam mit den teilnehmenden Kindern gefeiert, kündigt die Leiterin des Spielzeugmuseums an.

Viele Feste und Traditionen wurzeln im chinesischen Volksglauben, der mit buddhistischen und taoistischen Elementen vermischt ist. Beim Mondfest prostet die Familie gemeinsam dem Mond zu und beim Laternenfest reichen die Großväter in Zhejiang ihre im Vorjahr geborenen Enkelkinder unter dem Lichterdrachen durch, um sie vor Krankheiten zu schützen.

Das Puppentheater war früher eine Bildungsstätte für Leute, die nicht lesen und schreiben konnten. Beim Puppen- und Schattenspieltheater wurden ihnen die Mythen und die alten Heldensagen näher gebracht, aber auch Verhaltensvorschriften für Kinder und Erwachsene waren ein Thema. "Theater als moralische Anstalt" ist also keine europäische Erfindung. Heutzutage sind vorwiegend Kinder im Publikum.

Bis 6. Jänner 2013 im Spielzeugmuseum. - www.spielzeugmuseum.at
Bilder: Salzburg Museum / Peter Laub