Es kommt Gutes und Wichtiges dazu

MUSEUM DER MODERNE / DIE JAHRESBILANZ

19/01/11 Dass von einem Ankaufsbudget nicht wirklich die Rede sein kann, ist bekannt. Und trotzdem geht was weiter: Mit der Sammlung MAP aus deutschem Privatbesitz verfügt das Museum der Moderne seit dem Vorjahr über eine umfangreiche Dauerleihgabe von internationalem Rang, zu deren Bestand derzeit etwa vierhundert Arbeiten zählen.

Neben zahlreichen Werken von James Lee Byars und einem umfassenden Konvolut an Fotografien von Helmut Newton liegt der Fokus der Sammlung MAP hauptsächlich auf bedeutenden Vertretern der deutschen Malerei der letzten Jahrzehnte wie etwa Jörg Immendorff, Anselm Kiefer, Markus Lüpertz, A.R. Penck und anderen. "Durch stetige Neuerwerbungen wird dieser Sammlungsbestand auch in Zukunft erweitert und um neue Positionen ergänzt, wobei die konsequente Strategie verfolgt wird, mehr in die 'Tiefe' als exemplarisch in die 'Breite' zu sammeln", erklärt Toni Stooss, der noch bis Jahresmitte 2013 die Geschicke des Mönchsbergmuseums und des Rupertinums bestimmen wird.

Die Stärke von Toni Stooss ist weniger das Ausstellungsmachen, sondern der Umgang mit Sammlern und Galeristen, keine Frage. Davon profitiert das Museum der Moderne. Auf dem Vorplatz des MdM Mönchsberg ist seit Mai 2010 die Skulptur „Schlafendes Haus“ von NOT VITAL zu sehen. Das Werk haben der Künstler und die Galerie Thaddaeus Ropac dem Museum als Dauerleihgabe überlassen.

Der Erwerb von Maurizio Nannuccis Lichtinstallation „Luminance of clor beyond pure sensation" im Foyer des Mönchsbergmuseums konnte einerseits durch Mittel der Galerienförderung, andererseits durch die Schenkung vom Künstler und der Galerie Nikolaus Ruzicska verwirklicht werden. Zwei Fotografien aus der Serie „Attraktiver Attraktor“ von Jürgen Klauke wurden durch Eigenmittel und mit Unterstützung der Galerie Elisabeth und Klaus Thoman angekauft.

Zu den wichtigsten Ankäufen und Schenkungen 2010 zählen weiters noch Werke von Bildkombinat Bellevue, Dorothee Golz, Ilse Haider, Christian Macketanz, Sigmar Polke, TOMAK, u.a.

Die Besucherzahlen haben sich in beiden Häusern sehr positiv entwickelt: Um 11 Prozent mehr Leute begrüßte man auf dem Mönchsberg (100.494 gegenüber 90.150 im Jahr 2009), und auch im Rupertinum stieg der Besuch ein wenig, um 2,17 Prozent auf 28.097 Jahresbesucher.

Die Kunstvermittlung aspricht Kinder, Jugendlich und Erwachsene gleichermaßen offenbar mit Erfolg an. 13.112 "Kundenkontakte" 2010 gegenüber 10.566 im Jahr 2009 sprechen für sich. Derzeit kümmert sich ein Team von sieben Kunstvermittlerinnen um die Besucher beider Museen.

Die auf die jeweiligen Schulstufen zurechtgeschnittenen Schulworkshops (VS, HS, BHS und AHS) wurden rege in Anspruch genommen. Insgesamt wurden in beiden Häusern 5.657 Schülerinnen und Schüler aller Altergruppen betreut. Neben dem Miniatelier (drei bis fünf Jahre), das wöchentlich stattfindet, gibt es für Kinder ab sechs Jahren fortführende Workshops: das Atelier 6+. Ein Mal pro Monat wird die ganze Familie zum Familiensonntag geladen, Kinder mit Englischkenntnissen werden im Workshop „Every picture tells a story…“ kreativ gefördert. 1.144 Kinder haben an diesen Kinderprogrammen teilgenommen.

Die Kunstvermittlung am MdM bemüht sich auch um Außen-Wahrnehmung. Deshalb wird man auch 2011 wieder Angebote für das Jugendfestival "Movida" und für "Mini Salzburg" im Volksgarten erstellen.

Museumsarbeit hat natürlich auch mit Dokumentieren zu tun: „Im Blätterrausch. Zeichnungen, Aquarelle, Collagen bis 1945“ war ein dreijähriges Projekt, das im Herbst 2010 abgeschlossen worden ist. Es ging um die systematische Bearbeitung des bisher nicht erschlossenen Bestandes der vor 1945 entstandenen Originalgrafiken (exklusive Druckgrafik), also der Zeichnungen, Aquarelle und Collagen im Museumsbesitz. Die Grafik hat im MdM Salzburg einen besonderen Stellenwert, da das Museum 1983 als „Moderne Galerie und Graphische Sammlung Rupertinum“ eröffnet wurde und auch als „Albertina des Westens“ gilt. Rund 1.300 Werke von 293 Künstlern hat man wissenschaftlich dokumentiert, digitalisiert und konservatorisch gesichert, die Inventarisierung überprüft und nicht zuletzt die Provenienz recherchiert.

So wurde im Rahmen dieser Aufarbeitung die bedenkliche Herkunft eines Pastell der französischen Impressionistin Berthe Morisot mit dem Titel „Jeanne Pontillon à la capeline“ entdeckt, das aus der Sammlung des französischen Kunstliebhabers und Sammlers David-Weill stammt und während der NS-Besatzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht 1940 vom so genannten „Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg“ beschlagnahmt und enteignet wurde. Die Salzburger Landesregierung hat jüngst die Restitution des Werkes an die Erben beschlossen. (MdM/dpk-krie)

Mit ein bisserl Glück Toni Stooss in seiner aktiven Zeit noch den Baubeginn des Depots. Dieses wichtige Vorhaben - immerhin gilt es, 50.000 Werke sicher und klimatisch verantwortungsvoll zu lagern - ist derzeit ausgesetzt. Derzeit denkt man an einen Baubeginn zu Jahresanfang 2012. Toni Stooss: "Um die internationale Reputation des Museum der Moderne zu erhalten ist der Bau eines Depots in absehbarer Zeit dringend notwendig. Hochkarätige Dauerleihgaben wie die Sammlung MAP oder die Sammlung FOTOGRAFIS wurden dem Museum nicht zuletzt unter der Aussicht eines Depotneubaus überlassen." (MdM/dpk-krie)

Bilder: MdM
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