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Es begann mit dem Löwenzahn

HAUS DER NATUR / DAS GROSSE AUFBLÜHEN

28/02/23 Vielleicht mögen manche Leute es für für einen Anachronismus halten in einer Zeit, da man jede Pflanze mit dem Handy ablichten und per App meist auch erfolgreich bestimmen kann. Aber total analoge Blumenmalerei hat auch etwas. Auf einem gemalten Bild bringt man Typische einer Pflanze eben besonders gut heraus.

Von Reinhard Kriechbaum

Ältere Menschen erinnern sich vielleicht noch an die Biologie-Schulbücher. Damals hieß das Fach noch „Naturgeschichte“. Norbertine Bresslern-Roth (1891-1978) war die Schöpferin all jener Tierabbildungen, wie sie uns damals im Unterricht nahe gebracht wurden. Die Originale, meist Linolschnitte, werden heutzutage teuer gehandelt.

Auch Marieloise Jordan, der jetzt eine Sonderausstellung im Salzburger Haus der Natur gilt, ist eine solche Naturmalerin. Ihr Thema sind Blumen aus ihrem unmittelbaren Lebensumfeld. Die Aquarelle von Mariloise Jordan zeigen Pflanzen oder Lebensgemeinschaften aus der Bergwelt der Hohen Tauern. „Die Blume muss man so zeichnen wie sie ist – in ihrer ganzen Schönheit und Einfachheit.“ Die von ihr gemalten Pflanzenarten gibt sie so präzise wieder, dass sie mühelos wissenschaftlich bestimmt werden können.

Einmal hat sie sogar für Furore gesorgt unter Botanikern. In einem steilen Hang zwischen Fusch und Ferleiten hatte sie eine ihr unbekannte Pflanze gefunden und gemalt. Als sie das Bild einem Botaniker zeigte, reagierte dieser zuerst ungläubig. Die Art an diesem Standort war bis dato noch unbekannt. Mariloise Jordans Aquarell ist bis heute der einzige Nachweis des Pyrenäen-Drachenmauls in dieser Region.

Zu ihren Aquarellen sei sie unter anderem durch Das Große Rasenstück von Albrecht Dürer angeregt worden, erzählt die jetzt Neunzigjährige. Auch die Naturforscherin und Künstlerin Maria Sibylla Merian (1647-1717), die durch ihre naturgetreuen Insektendarstellungen berühmt wurde, nennt sie als Vobild.

1968 stellte sie ihre Arbeiten erstmals im Haus der Natur aus. Den damaligen Museumsdirektor Eduard Paul Tratz hatte sie mit dem Bild einer höchst gewöhnlichen Pflanze, eines Löwenzahns, für sich eingenommen. Dieses Bild ist auch in der aktuellen Ausstellung, ihrer dritten im Haus der Natur, zu sehen. Der Botaniker Helmut Wittmann hat für die Schau die Arbeiten Jordans fachlich kommentiert. Verbreitungskarten und kurze Beschreibungstexte ergänzen die Aquarelle der Künstlerin. Ein Basteltisch für Kinder lädt Kinder und Jugendliche ein, sich selbst kreativ mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Auch Bräuche interessieren Mariloise Jordan. So widmet sie sich unter anderem der Gestaltung von Vereinsfahnen, Bauernmöbeln oder Hochzeitsbildern. Auch die Wiederbelebung der Fuscher Tracht sowie das Verzieren von Eiern in unterschiedlichen Techniken sind ihr ein Anliegen. Eine Besonderheit ist das Malen auf Spinnweben. Mariloise Jordan ist heute wahrscheinlich die einzige Malerin, die diese spezielle Technik noch beherrscht. Da darf man sich keine feinen Netze vorstellen, sondern ein ziemlich kompaktes Material, das so genannte Gespinstmotten hinterlassen.

Das große Aufblühen – Blumenbilder von Mariloise Jordan. Bis 1. Mai – www.hausdernatur.at
Bilder: Haus der Natur / Leopold (2); Loidl (1); Jordan (1)

 

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