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Höchster Baustein-Adel aus Salzburg

HINTERGRUND / SPIELZEUGMUSEUM

28/10/22 Salzburg hatte einen Meister, einen „Obermeister“ sogar: Dazu hatte es Erwin Gebert schon als Sechzehnjähriger gebracht. So kreativ und mit sicherem Gefühl für Statik wie er gingen damals nur wenige um mit Anker-Bausteinen. Dem Salzburger Spielzeugmuseum hinterließ er Unmengen an Steinen.

Von Reinhard Kriechbaum

Über den Namen dieses leidenschaftlichen Baukasten-Spielers stößt man in der Ausstellung Bauklotz, Ziegel, Holzbaustein. Da erfährt man nicht nur viel über Anker-Steinbaukästen, sondern lernt eben auch einen Salzburger kennen, der es schon im Kindesalter weit gebracht hat damit. Erwin Gebert war im Kleinkindalter erblindet. Dem Fünfjährigen schenkten die Eltern zu Weihnachten den ersten Anker-Steinbaukasten, und dann bekam er von ihnen Jahr um Jahr ein Erweiterungs-Set. Es gab damals einschlägige Bau-Zirkel, und da brachte es Gebert schon als Teenie zum „Obermeister“. Zum höchster Baustein-Adel also.

Eigentlich würde man einem gelernten Tischler ja eher Matador-Bausteine als Hobby zutrauen, aber für Erwin Gebert wurden eben die kleinen Elemente, die aus Quarzsand, Schlämmkreide und Leinöl gepresst und gebacken werden, zum erfüllenden Hobby. Als Siebzigjähriger hat er seine Baukasten-Sammlung dann dem Spielzeugmuseum überantwortet.

Da kann man also Bauklötze staunen in Sachen Anker-Steinbaukasten. Das beginnt damit, dass der Anker gar nicht von Anfang an (ab 1882) das Firmenzeichen war. In den ersten dreizehn Jahren war's ein Eichhörnchen, und das passt ja auch gut für ein System-Spielzeug, dessen Grundvorrat an Steinen man mit Dutzenden Ergänzungssätzen erweitern kann – das ist ja der Witz dran und ein tragfähiges Geschäftsmodell bis heute. Stattliche 14,5 Kilogramm wiegt das größte Set aus dem Besitz von Gebert. Es gibt gut tausend verschiedene Anker-Elemente in den typischen Farben rot, gelb und blau, die durch Zusatz von Pigmenten zustande kommen.

1878 baute der damals schon betagte Erwin Gebert sein Meisterstück, eine Burg aus genau 5.871 Steinen. Es ist das größte Anker-Steinbauwerk nach historischen Vorlagen. Heutige Sammler und Bauer haben schon größere Dinge hingestellt.

Die zweitgrößte Anker-Bausteinsammlung in Österreich hat übrigens Gerhart Bruckmann. Dem ehemaligen Universitätsprofessor für Statistik begegnete man einst an jeden Wahlabend als Hochrechner. Nun ist er 81 Jahre alt – und für die Ausstellung im Spielzeugmuseum hat er Geberts Meister-Burg wieder errichtet. Er hat ja die nötige Sachkenntnis dafür.

Was man in der Schau im Spielzeugmuseum auch lernt: Das Anker-System ist „nullbindig“, die Steine werden also nur aufeinander gelegt. Den Matador, bei dem die Klötzchen mit einem Zwischenstäbchen verbunden werden, nennen Fachleute „zweibindig“, und das Lego mit seinen Knöpfen ist „einbindig“.

Ins Auge sticht der Froebel'scher Baukasten, mit dem der Reformpädagoge gewiss hehre Bildungsabsichten hegte. Ausgestellt sind auch Salzburger Bausteine, in einer Pappschachtel mit Jugendstil-Dekor. Mit solchem historischen Material dürfen die jungen Besucherinnen und Besucher natürlich nicht spielen, aber es gibt genug andere Dinge zum Ausprobieren und einen Bereich mit großen Ziegelbausteinen. Ein Eldorado für Väter... stop! Wir wollen hier keine Genderdiskussion lostreten. Also so: An dem Samstag Vormittag, als wir im Spielzeugmuseum vorbei schauten, waren dort einige Väter*innen mit ihren Söhn*innen emsig am Werk.

„Bauklotz, Ziegel, Holzbaustein“ – bis 23. Oktober 2023 im Spielzeugmuseum – www.salzburgmuseum.at ; www.spielzeugmuseum.at
Bilder: dpk-krie

 

 

 

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